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"Le langage des accoucheurs", Männer-Worte über Kreißende(n) - Französische Diskurse um die Geburt im 17. und 18. Jahrhundert

Antragsteller Professor Dr. Wolfgang U. Eckart (†)
Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 204074797
 
Im Frankreich des 17. Jahrhunderts entstand allmählich aus der sich gerade etablierten Chirurgie eine neue medizinische Fachdisziplin, die Geburtshilfe. Es ist vor allem dem Bestreben der damit hervortretenden chirurgiens-accoucheurs zu verdanken, dass bis ins 18.Jahrhundert ein herausragender Umfang an obstetrischer, landessprachlicher Fachliteraturveröffentlicht werden konnte. Diese, ab Mauriceau als „traités obstétriques“ bezeichneten, gutzugänglichen Werke bilden die Hauptgrundlage für das Projekt, das die geburtshilfliche Terminologie und Fachsprache des Französischen unter erkenntnistheoretischen, sozialgeschichtlichen und berufspolitischen Aspekten untersucht.Trotz guter Vorarbeiten zur Geschichte der Geburtshilfe, die sich auf historisch-demographische, institutions- und ideengeschichtliche sowie sozialgeschichtliche Fragenbeziehen, ist noch immer eine Lücke im Hinblick auf die historische Fachterminologie offen. Die lexikalisch morphologische Analyse untersucht inwiefern in der Geburtshilfe eine systematisch präzise Wortbildung und Kategorisierung stattgefunden hat. Daneben dient sie der Identifizierung von syntagmatisch aufgebauten Termini sowie der Erschließung distinktiver Merkmale, die zu dieser Zeit noch nicht in Zahlen messbare, diagnostische Größen beschrieben. Ziel der semantischen Analyse ist es, stattgefundene Bedeutungswandel zu erforschen und in Beziehung zu historischen Begebenheiten zu setzen. Einerseits wird erschlossen, welche Wörter anderer Lebensbereiche entbunden und zum medizinischen Terminus erhoben wurden, andererseits wie Bedeutungsverdichtungen und Neologismen auf die Akzeptanz neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse verweisen. Von besonderem Interessesind die sprachlichen Phänomene, die sich aus dem teils konfliktreichen, teils aber auch kooperativen Verhältnis der an der Geburt beteiligten Berufsgruppen, Hebammen, Accoucheure und Mediziner ergaben. In diesem Sinne dienen in einem synonymen Verhältnisstehende Wörter als Marker der jeweiligen Profession und spiegeln die Art ihrer Beziehung wieder. Beleuchtet wird, wie sich die Worte der Accoucheure zu einer Sprache formierten, die unterschiedlichen Akteuren verschiedener sozialer Schichten gerecht werden sollte.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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