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Der Stellenwert der politischen Bildung im professionellen Selbstverständnis der Gründergeneration der bundesdeutschen Politikwissenschaft (1950 bis 1965)

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2011 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 204236861
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Relevanz des Projekts besteht in den folgenden Aspekten: 1. Erstmals liegt eine kriteriengeleitete Analyse der Gründergeneration der deutschen Politikwissenschaft vor. Sofern bisherige Darstellungen zur Disziplingeschichte der Politikwissenschaft nicht auf einzelne Repräsentanten des Faches fokussiert waren, trugen sie zumeist narrative Züge. Sofem sie biographisch orientiert waren, beschränkten sie sich auf einzelne Vertreter der Gründergeneralion. Das Projekt schließt im Unterschied zu den bisherigen Forschungsbemühungen zum einen die gesamte Kohorte ein und betrachtet sie zum anderen unter einem Blickwinkel, der so weit gespannt ist, dass er wesentliche Gesichtspunkte des Professionsverständnisses der untersuchten Personen umfasst. Der gewählte Ansatz erlaubt daher nicht nur eine Rekonstmktion der Auffassungen der einzelnen Fachvertreter, sondern auch den Vergleich ihrer Vorstellungen. Auf diese Weise wird ein differenziertes Bild des Denkens der Gründergeneration erstellt. 2. Die behandelte Fragestellung stellt eine Innovation in der politikwissenschaftlichen Fachgeschichtsschreibung dar. Denn bislang wurde die politische Bildung von der disziplingeschichtlichen Forschung weitgehend vernachlässigt. Der Frage nach dem Stellenwert der politischen Bildung im Professionsverständnis der Wissenschaftler nachzugehen, ist aber bedeutsam, wenn es zu einem zutreffenden Bild der politikwissenschaftlichen Disziplingeschichte kommen soll. In der Gründungsphase der Politikwissenschaft spielte die politische Bildung nämlich eine wichtige Rolle, da sie die Etablierung der Disziplin an den Universitäten legitimierte. 3. Die meisten Politikwissenschaftler der Gründergeneration standen der politischen Bildung aufgeschlossen gegenüber. Die Intensität des Engagements für den Bildungsauftrag war jedoch unterschiedlich. Es gab Hochengagierte (Amold Bergstraesser, Emst Fraenkel), Engagierte (Wolfgang Abendroth, Theodor Eschenburg, Otto Heinrich von der Gablentz, Eugen Kogon), Interessierte (Gert von Eynem, Michael Freund, Siegfried Landshul, Gerhard Leibholz, Otto Stammer, Dolf Sternberger), Unauffällige (Ossip K. Flechtheim, Arcadius R. L. Gurland, Carlo Schmid) und Desinieressierte (Carl Joachim Friedrich. Ferdinand A. Hermens, Eric Voegelin). 4. Die gewonnenen Erkenntnisse können auf die gegenwärtige Politikwissenschaft zurückwirken. Diese isl im Wesentlichen eine hoch differenzierte, empirisch geleitete Forschungsdisziplin, deren Resultate außerhalb ihrer selbst jedoch kaum zur Kenntnis genommen werden. Die Vergegenwärtigung der Verhältnisse während der Gründerzeit kann das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Politikwissenschaft eine Bildungs- und Aufklärungsfunklion, also einen öffentlichen Auftrag, nicht nur hatte, sondem immer noch hat. Möglicherweise liefert das Forschungsprojekt einen Impuls für eine Neuakzentuierung des fachlichen Selbstverständnisses.

 
 

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