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Der "Eucken-Kreis": Bildungsbürgerliche Kulturkritik und neoidealistische Gesellschaftsreform, 1900-1950

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2011 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 206425590
 
Das Vorhaben befasst sich mit der Geschichte eines Kreises von Wissenschaftlern, Philosophen, Theologen, Pädagogen, Publizisten und anderer öffentlich engagierter Bürger und Bürgerinnen, der sich um den Jenaer Philosophieprofessor und Nobelpreisträger Rudolf Eucken sammelte. 1919 verfestigte sich dieser Kreis zum „Euckenbund“, der auch nach dem Tod seines Gründers und Namensgebers 1926 bis in die 1940er Jahre weiterbestand. Der Eucken-Kreis war eine intellektuelle Suchbewegung, die sich mit einer als krisenhaft diagnostizierten Moderne auseinandersetzte und ein neoidealistisch und vitalistisch geprägtes Programm umfassender gesellschaftlicher Erneuerung vertrat, das auch lebensphilosophische und kulturprotestantische Anklänge enthält. Die empirische Untersuchung soll die organisatorische, programmatische und intellektuelle Entwicklung des Eucken-Kreise bzw. Euckenbundes aufzeigen. Eine Netzwerkanalyse dient dazu, den Kreis/Bund in seiner personalen Zusammensetzung und seinen kommunikativen Verflechtungen zu umreißen. Das Wirken des Eucken-Kreises wird auf verschiedenen Diskurs- und Aktionsfeldern zu verfolgen sein. Die Studie richtet sich wesentlich an einer der Leitfragen der Bürgertumsgeschichte aus: Leitete der um 1900 einsetzende kulturkritische Krisendiskurs im gebildeten Bürgertum eine Abwendung von liberal-bürgerlichen Prinzipien ein, die letztlich im Nationalsozialismus endete? Oder lassen sich vielmehr Kontinuitäten „zivilen“ Denkens und Handelns in bildungsbürgerlichen Diskurskreisen aufzeigen, die u. U. in den Widerstand gegen das NS-Regime führten und bis in das Gründungsjahre der Bundesrepublik ausstrahlten? Die Bedeutsamkeit des bislang kaum erforschten Kreises ergibt sich zum einen aus der Rolle Euckens als eines prominenten zeitgenössischen Intellektuellen und zum anderen aus dem offensichtlich enormen Anklang, den seine Anschauungen im gebildeten Bürgertum fanden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Kooperationspartner Dr. Uwe Dathe
Mitverantwortlich Professor Dr. Manfred Nebelin
 
 

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