Detailseite
Projekt Druckansicht

Androgenresistenz ohne Androgenrezeptorgenmutation: von der funktionellen Charakterisierung zum Epigenotyp

Fachliche Zuordnung Kinder- und Jugendmedizin
Endokrinologie, Diabetologie, Metabolismus
Humangenetik
Förderung Förderung von 2012 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 208642470
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Bei der Mehrheit der Patienten mit der klinischen Diagnose eines AIS ist die molekulare Ursache unbekannt, was die Einordnung, Beratung und Behandlung dieser Patienten erheblich erschwert. Außerdem weist diese Tatsache darauf hin, dass der Wirkmechanismus der Androgene auch heute noch in großen Teilen molekular und zellulär unverstanden ist. Da der AR eine Schlüsselrolle bei der Ausbildung einer Androgenresistenz spielt, wurde in diesem Forschungsprojekt die Hypothese überprüft, ob epigenetische Faktoren die Entwicklung eines AIS beeinflussen können. Insbesondere sollte untersucht werden, ob DNA-Methylierungsveränderungen in der Promotorregion des AR die mRNA-Expression des AR verringern können. Ein zentraler Punkt für das Gelingen dieses Projektes war der Aufbau einer umfangreichen Biobank bestehend aus Genitalhautfibroblasten (GF) von Patienten mit klinischer Diagnose eines AIS, anderer DSD-Formen sowie männlicher Kontrollfibroblasten. Im Laufe der Förderperiode konnten insgesamt 434 GF in Kiel zusammengeführt werden, weitaus mehr der ursprünglich 385 geplanten GF. Über die Hälfte dieser GF (N=262) konnte im Laufe des Forschungsprojektes umfassend charakterisiert werden. Dies beinhaltete die NGS-basierte Sequenzierung des gesamten AR-Genlokus (inklusive regulatorischer Sequenzen), eine funktionelle Untersuchung des AR, durch das Messen der DHT-abhängigen Induktion des AR-Zielgens ApolipoproteinD (APOD-Assay) sowie der Nachweis der AR-Expression in diesen GF auf mRNA und Proteinebene. Diese sehr zeitintensiven Analysen mündeten in der Identifizierung einer Untergruppe von AIS-Patienten, welche in Abwesenheit einer AR- Gen Mutation eine Funktionsminderung des AR im APOD-Assay aufwiesen. Diese Untergruppe eines funktionellen AIS ist eine neue Entität und durch uns (mit Hilfe dieses Projektes) als AIS Typ II zum ersten Mal in der Literatur beschrieben worden. Gemäß der Arbeitshypothese haben wir uns auf die genauere Untersuchung von GF mit verringerter AR-mRNA Expression konzentriert. Wir konnten zeigen, dass in der Mehrheit der GF mit verringerter AR-mRNA-Expression eine erhöhte DNA-Methylierung in einem definierten AR-Promotorbereich vorliegt. In vitro Experimente zeigten eine methylierungsabhängige Repression eines Reportergens durch die definierte AR-Promotorregion. Durch DNA-pull down Experimente konnten wir den Transkriptionsfaktor Runx1 identifizieren, welcher an die definierte AR-Promotorregion bindet und die Transkription des Reportergens hemmt. Durch diese experimentell anspruchsvollen Analysen konnten wir einen bisher nicht beschriebenen epigenetischen Mechanismus der AR-mRNA Expressionshemmung aufzeigen. Diese Ergebnisse helfen nicht nur den klinischen Phänotyp von AIS-Patienten mit ungesicherter molekulare Diagnose zu erklären, sie geben auch wichtige Hinweise auf der transkriptionelle Regulation des AR im humanen Zielgewebe. Die Hypothese „Androgenresistenz ohne Androgenrezeptormutation“ konnte somit bestätigt werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung