Das Menschenrecht auf Bildung: Anthropologisch-ethische Grundlegung und Kriterien der politischen Umsetzung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die internationalen Vergleichsstudien haben eine neuerliche Bildungsdebatte in Deutschland entzündet. Neu im Vergleich zu früheren Reformdebatten ist dabei, dass Bildung zunehmend als ein Menschenrechtsthema wahrgenommen wird - und zwar ausdrücklich auch im Blick auf das deutsche Bildungssystem. Im Rahmen des Forschungsprojekts sollten zum einen Gehalt, Reichweite und Grenzen des Menschenrechts auf Bildung näher bestimmt werden, zum anderen sozialethische Kriterien für eine nachhaltige, beteiligungsorientierte und menschenrechtbasierte Bildungspolitik formuliert werden. Vorausgesetzt wird dabei, dass besfimmte Gerechtigkeitsprobleme innerhalb des Bildungswesens erst durch die sozialethische Reflexion bildungsbezogener sozialer Praktiken ansichtig werden; auf diese Weise können dann umgekehrt auch für den weiteren Bildungsdiskurs neue Fragestellungen eröffnet werden. Aus normativer Perspektive ist es dabei möglich, funktionale Verengungen des aktuellen Bildungsdiskurses zu kritisieren und den Blick dafür zu schärfen, dass Bildung für ein menschenwürdiges, gutes Leben unverzichtbar ist. Nur durch einen hinreichenden Zugang zu Bildung ist es dem Einzelnen möglich, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und seinen Anspruch auf angemessene Beteiligung am sozialen, politischen, rechtlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben zu verwirklichen. Aus menschenrechtlicher Perspektive hat die Gemeinschaft dann auch die Verpflichtung, dem Einzelnen diese Teilhabe zu ermöglichen. Die sozialethische Beschäftigung mit dem Recht auf Bildung greift in aktuelle menschenrechts- und gerechtigkeitstheoretische Debatten ein: Dem positiven Recht fällt ein größeres Gewicht für die inhaltliche Konturierung des Rechts auf Bildung zu, als gemeinhin angenommen wird (und in der anfänglichen Konzeption erwartet worden war). Bis heute ist der Prozess der Differenzierung und Konkretisierung der Sozialrechte, denen das Recht auf Bildung zugerechnet wird, im Gange; eine Frucht hiervon ist das „4-A-Schema", das mit den Kriterien der Evaluierung sozial rechtlicher Implementierungsprozesse auch für die sozialethische Reflexion ein wichtiges Reflexionsinstrument darstellt. Zunehmend wird auch der Freiheit ermöglichende Charakter der Sozialrechte herausgestellt. Aus sozialethischer Perspektive stellt sich damit aber die Frage nach der angemessenen Zuordnung negativer und positiver Freiheitsanteile, damit einerseits erstere nicht durch letztere aufgehoben werden, andererseits dem Empowermentcharakter des Menschenrechts auf Bildung angemessen Rechnung getragen werden kann. Diese Frage wird bei der Beschäftigung mit Bildung insofern besonders virulent, als die Ideen der Selbstbestimmung und der Freiheitsbefähigung für das Menschenrecht auf Bildung zentral sind. Der Diskurs um das Recht auf Bildung stellt einen Teilausschnitt der Debatte um Bildungsgerechtigkeit dar; insofern sich dieser Begriff bis heute politisch, ethisch und pädagogisch noch nicht konzeptionell eindeutig fassen lässt, waren im vorliegenden Projekt gleichzeitig fundierende Reflexionen darüber notwendig, inwieweit sich Bildungsgerechtigkeit als Beteiligungsgerechtigkeit konturieren lässt. Das Projekt konnte durch verschiedene Aktivitäten und Veröffentlichungen auch über den engeren Kreis des Fachpublikums hinaus wirken. Die Symposien waren so konzipiert, dass Referenten und Referentinnen aus Politik und Schulpraxis sowohl ihre Erfahrungen in das Projekt einbringen als auch durch die Einbindung in den wissenschaftlichen Dialog gleichzeitig als Multiplikatoren für unsere Forschungen und Ergebnisse einbezogen werden konnten. Des Weiteren zeichneten sich die Projekttagungen selbst durch die Öffnung für externe Teilnehmer, aber auch durch öffentliche Abendveranstaltungen aus, die für Werbung und Publikum sorgten. Durch die Präsenz auf vielen außerwissenschaftlichen Veranstaltungen, etwa bei Gewerkschaften, der Caritas oder Studentenvereinigungen, konnte der Wirkungsradius des Projektes im Blick auf Bildungspolitik und Zivilgesellschaft publikumswirksam erweitert werden. Weiterhin erreichte das Projekt neben der Publizität durch die Universitätspressestellen und hauseigene Periodika (fiph-Journal, uni-kat, uni.vers, Bamberg Uni News) sowie durch Interviews (ZDF, Radio Vatikan, Nürnberger Nachrichten, Nürnberger Zeitung, KDFB Engagiert. Die christliche Frau, Kirchenzeitung Hildesheim) weitere Bekanntheit.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Education for World Citizens in the Face of Dependency, Insecurity and Loss of Control. In: Studies in Christian Ethics 19.1 (2006), S. 63-80
Marianne Heimbach-Steins
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Das Menschenrecht auf Bildung und seine Umsetzung in Deutschland. (Forum Bildungsethik; 1), Bielefeld: W. Bertelsmann 2007
Marianne Heimbach-Steins, Gerhard Kruip, Axel Bernd Kunze
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(2008). Hauptschüler ohne Zukunftsperspektive? In: Stimmen der Zeit 133 (8), S. 507-529
Kruip, Gerhard; Neuhoff Katja
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Bildungswege als Hindernisläufe. Zum Menschenrecht auf Bildung in Deutschland. (Forum Bildungsethik; 5), Bielefeld: W. Bertelsmann 2008
Marianne Heimbach-Stelns, Gerhard Kruip, Katja Neuhoff
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Gerechte Beteiligung an und durch Bildung im Wandel gesellschaftlicher Generationenverhältnisse. Sondierungen zum Zusammenhang von Bildungs- und Generationengerechtigkeit. In: Jahrbuch für Christliche Sozialwissenschaften 49(2008), S. 233-267
Marianne Heimbach-Steins
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Gerechte Bildungsfinanzierung - sozialethische Kriterien. In: Martin Dabrowski, Judith Wolf (Hgg.): Bildungspolitik und Bildungsgerechtigkeit (Sozialethik konkret), Paderborn: Ferdinand Schöningh 2008, S. 141 - 161
Gerhard Kruip
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Bildung, Politik und Menschenrecht. Ein ethischer Diskurs. (Forum Bildungsethik; 6), Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag 2009
Marianne Heimbach-Steins, Gerhard Kruip, Axel Bernd Kunze
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Bildungsgerechtigkeit - Interdisziplinäre Perspektiven. (Forum Bildungsethik; 8), Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag 2009
Marianne Heimbach-Steins, Gerhard Kruip, Axel Bernd Kunze
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Formación para todos y justicia participativa y contributiva. Una reflexion desde Ja eitca social Christiana.In: Margit Eckholt, Salomon Lerner Febres (Hgg.): Ciudadania, democracia y derechos humanos, Reflexiones en vista a la commemoración del Bicentenario de la Independenda, Quito/ Ecuador: Abya-Yala, 2009, S. 155-171
Gerhard Kruip
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Integration durch Bildung? Pädagogische und bildungsethische Klärungen zum Umgang mit Gleichheit und Differenz. In: Michelle Becka, Albert-Peter Rethmann (Hgg.): Ethik und Migration. Gesellschaftliche Herausforderungen und sozialethische Reflexion, Paderborn/ München/ Wien/ Zürich: Ferdinand Schöningh 2010, S. 165-184
Axel Bernd Kunze
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Macht und Missbrauch. Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und die Krise der katholischen Kirche. Soziale Passagen 2 (2010) H. 2: 227 - 240
Marianne Heimbach-Steins
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Zeit für Verantwortung - eine Frage der öffentlichen oder der privaten Solidarität? In: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Zusammenarbeit mit: Max-Planck-lnstitut für ausländisches und internationales Sozialrecht und Sozialpolitik (Hg.), Zeit für Verantwortung tm Lebensverlauf - Politische und rechtliche Handlungsstrategien. Dokumentation der Tagung am 29.11.2010 im Deutschen Bundestag, Paul-Löbe-Haus, Berlin 2011,167-181
Marianne Heimbach-Steins
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Kooperative Bildungsverantwortung. Sozialethische und pädagogische Perspektiven auf Educational Governance. (Forum Bildungsethik; 9), Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag 2011
Marianne Heimbach-Steins, Gerhard Kruip