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Der Brief auf der Iberischen Halbinsel und im lateinischen Westen. Tradition und Wandel einer literarischen Gattung (4. bis 11. Jahrhundert)

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 209692827
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt EPISTOLA zielte darauf ab, den Wandel der Gattung Brief am Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter zu untersuchen. Der Fokus lag auf der Iberischen Halbinsel. Es wurden zwei Ziele verfolgt: Wenig bekannte Quellenkorpora zu edieren und zu übersetzen, um sie anderen Forschern zugänglich zu machen, und durch Detailstudien den Erfolg des Genres während dieser Übergangzeit zu erklären. Es zeigte sich, dass das wenig festgelegte Formular bestens geeignet war, verschiedene Inhalte zu transportieren und sie den Adressaten nahe zu bringen. Doch damit endete die Geschichte vieler Stücke nicht. Je nachdem wie sie überliefert wurden, konnte sich ihre Aussage und Funktion ändern: So wurden beispielsweise Begleitbriefe der Verfasser von Werken mit der Bitte um Korrektur zu Vorwörtern, die uns heute viel über die Entstehung des Werkes verraten. Ein anderes Beispiel sind Papstbriefe, die oft als Antwort (responsum) zur Lösung eines bestimmten Problems hin verfasst wurden. Einige von ihnen wurden in kirchenrechtliche Sammlungen aufgenommen und erhielten so universale Gültigkeit. Die im Rahmen des Projektes entstanden Publikationen sind ein bedeutender Beitrag zur Grundlagenforschung: Die Papstregesten der Westgotenzeit stellen die Erforschung der Beziehungen zwischen dem Papsttum und Spanien auf eine neue Grundlage. Die (Neu- )Edition und Übersetzung der Briefe Isidors von Sevillas, der westgotischen Briefe, ausgewählter Papstbriefe des 9. Jahrhunderts und der Briefe des Adoptianismusstreits wird diese wichtigen Quellen für die Forschung aber auch für Lehre zugänglich machen. So wird die Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter, die insbesondere in Deutschland ein Schattendasein fristet, verstärkt in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. Über diese Ergebnisse hinaus wurden bleibende Beziehungen zwischen deutschen, französischen, spanischen und belgischen Wissenschaftler etabliert. Die gemeinsame Arbeit hat zu einer fruchtbaren Verbindung verschiedener, mitunter nationalgeprägter Forschungstraditionen und –herangehensweisen geführt, die in einem neuen Projekt zum Briefen auf der Iberischen Halbinsel fortgeführt werden soll.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Briefsammlungen des 9. Jahrhunderts. Überlieferung und Gebrauch zur Zeit der papstgeschichtlichen Wende, in: Brief und Kommunikation im Wandel. Medien, Autoren und Kontexte in den Debatten des Investiturstreits, Köln, Weimar, Wien 2016, S. 319-334
    Klaus Herbers
  • Forschen ohne historisch-kritische Textgrundlage: der Dekretalenteil der Collectio Hispana, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, kanonistische Abteilung 102 (2016), S. 1-22
    Cornelia Scherer
    (Siehe online unter https://doi.org/10.26498/zrgka-2016-0104)
  • Frühmittelalterliche Briefe: Übermittlung und Überlieferung (4. bis 11. Jahrhundert), Köln, Weimar, Wien (Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte 86) 2017
    Thomas Deswarte, Klaus Herbers, Cornelia Scherer (Hrsg.)
    (Siehe online unter https://doi.org/10.7788/9783412510435)
  • La lettre diplomatique : écriture épistolaire et actes de la pratique dans l'Occident latin médiéval, Madrid, Casa de Velázquez (Collection de la Casa de Vélàzquez ; 171), 2018. XII, 254 S.
    Saul Gomes, Hélène Sirantoine (Hrsg.)
  • Écriture et genres épistolaires : IVe-XIe siècle, Madrid : Casa de Velázquez (Collection de la Casa de Vélàzquez ; 165), 2018, 181-188
    Thomas Deswarte, Klaus Herbers, Hélène Sirantoine (Hrsg.)
 
 

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