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Zwischen Exemplum und Krankheitsbild: Medizinische Fallgeschichten in niederländischen Texten der Frühen Neuzeit

Antragstellerin Dr. Bettina Noak
Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Frühneuzeitliche Geschichte
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 209750122
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt arbeitete erstmals das Genre der medizinischen Fallgeschichten in der frühneuzeitlichen niederländischsprachigen Literatur in seiner Bedeutung für den Zusammenhang zwischen Literatur und Wissen auf. Dabei ergaben sich vier inhaltliche Schwerpunkte: 1. Zunächst wurde die traditionelle, auf dem Muster der Exempelerzählung und medizinischer erzählender Genres, wie den Observationes Medicae, basierende Fallgeschichte betrachtet. Paradigmatische Bedeutung kam hierbei dem Werk Johan van Beverwijcks zu. Besonderes Interesse fand hier die Verknüpfung verschiedener medizinischer, historischer, politischer, theologischer und philosophischer Diskurse, die zur Identitätsbildung der niederländischen Republik im 17. Jahrhundert beitrugen. 2. Die Fallgeschichten der cartesianischen Medizin, insbesondere Steven Blankaarts und Cornelis Bontekoes, bildeten dann einen zweiten Schwerpunkt des Interesses. Hier ergaben sich als herausragende Merkmale die Verwissenschaftlichung medizinischer Beobachtungen, aber auch die Konsequenzen der Anwendung cartesianischer Lehren für die Sicht auf den menschlichen Körper und die Wahrnehmung von Krankheit im Allgemeinen. Ergebnis des Projektes war es, dass die niederländischen Cartesianer sich nahezu unversöhnlich mit der hergebrachten medizinischen Lehre auseinandersetzen und diese Kritik auch in den deutschen Sprachraum übertragen. 3. Um die Ausstrahlung dieser Debatten im transnationalen Rahmen zu verdeutlichen, wurde zudem der Transfer des „niederländischen Modells medizinischer Schreibweisen“ in den deutschen Sprachraum behandelt. Dabei zeigte es sich, dass z.B. bei Friedrich Hoffmann eine kritische Auseinandersetzung mit den Werken insbesondere der niederländischen Cartesianer stattfand, die zu einer größeren Individualisierung der Fallgeschichte in der Frühaufklärung führte. Insbesondere hinsichtlich der Teilchentheorie als auch der Lehre von den sauren und alkalischen Kräften ist Hoffmann deutlich von der niederländischen medizinischen Literatur beeinflusst. 4. Schließlich wurde die Relevanz der Untersuchungen zur medizinischen Fallgeschichte für den Zusammenhang von Literatur und Wissen in der niederländischsprachigen Literatur der Frühen Neuzeit untersucht. Anhand der Dramen Vondels, aber auch theologischer Autoren wie Franciscus Ridderus, wurden die vielschichtigen Verbindungen ästhetischer, ethischer und naturwissenschaftlicher Diskurse in der niederländischen Literatur des siebzehnten und beginnenden achtzehnten Jahrhunderts und deren gesellschaftliche Relevanz gezeigt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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