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Interaktion von bottom-up und top-down Signalen zur Steuerung von glatten Augenfolgebewegungen

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 210252637
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In diesem Projekt wurde der Einfluss unterschiedlicher bottom-up und top-down Informationen auf glatte Augenfolgebewegungen und Sakkaden gemessen. Hierbei wurden unterschiedliche top-down Signale miteinander verglichen und insbesondere deren Einfluss über die Zeit hinweg gemessen. In zwei Studien wurde die Interaktion von einfachen und komplexen Bewegungssignalen untersucht. Es zeigte sich, dass glatte Augenfolgebewegungen bei ihrer Initiierung die Bewegung mit mehr Punkten, größeren Punkten und höherer Geschwindigkeit bevorzugen. Dies bedeutet, dass bei der Initiierung von Augenfolgebewegungen die einfache Bewegungsenergie entscheidend ist. Erst nach mehreren Hundert Millisekunden spielen komplexere Bewegungssignale, wie die subjektive Anordnung von Vorder- und Hintergrund eine Rolle. Glatte Augenfolgebewegung spiegeln hiermit die Hierarchie der Bewegungsanalyse wider. In einer weiteren Studie wurde die Interaktion von visueller Auffälligkeit und erwarteter Belohnung und Bestrafung getestet. Obwohl Augenbewegungen im Alltag mit der Ausnahme von sozialen Situationen keine direkten Konsequenzen nach sich ziehen, konnte gezeigt werden, dass sie durch Belohnung und Bestrafung beeinflusst werden können. Auch hier zeigten sich starke Veränderungen über die Zeit. Sakkaden mit kurzen Latenzen bevorzugten visuell auffällige Ziele unabhängig von Belohnung und Bestrafung. Sakkaden mit langen Latenzen bevorzugten Ziele mit hoher erwarteter Belohnung, unabhängig von visueller Auffälligkeit. Bei langen Latenzen wurden die Sakkaden so gesteuert, dass die Versuchspersonen ihren erwarteten Gewinn maximieren konnten. Vorläufige Ergebnisse zu glatten Augenfolgebewegungen zeigen ein ähnliches Muster wie sakkadische Augenbewegungen. Lesen ist ein besonders gute Beispiel dafür, wie bei der Steuerung von Augenbewegungen, visuelle, kognitive und linguistische Signale kombiniert werden müssen. Beim Lesen von bewegten Texten, wird die übliche Abfolge von Fixationen und Sakkaden durch glatte Augenfolgebewegungen und Sakkaden ersetzt. In einer weiteren Studie wurde untersucht, ob klassische Befunde aus der Leseforschung auch beim Lesen von bewegten Texten mit Hilfe von glatten Augenfolgebewegungen auftreten. Die Ergebnisse spiegeln eine effiziente Koordination von Sakkaden und Augenfolgebewegungen wider, bei der zumindest für vertikale Textbewegung die Textbewegung während der Sakkade vollständig kompensiert wird. Einige klassische Befunde aus der Leseforschung, wie z.B. die bevorzugte Fixationsposition und die umgekehrt optimale Fixationsposition konnten auch für glatte Augenfolgebewegungen bestätigt werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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