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Lernen durch Großereignisse: Schlussfolgerungen aus der Vergangenheit und Antizipation der Zukunft. Das Beispiel der London Olympics 2012

Subject Area Human Geography
Term from 2012 to 2014
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 210575908
 
Final Report Year 2014

Final Report Abstract

Das Forschungsvorhaben untersucht die komplexen Lernbedarfe und Lernprozesse bei der Vor- und Nachbereitung eines Großereignisses, der Olympischen Spiele in London 2012. Mit dieser Fallstudie soll ein Beitrag zu einem der Grundthemen der aktuellen Forschung zu einer Wirtschaftsgeographie der wissensbasierten Ökonomie – dem komplexen Wechselspiel von temporären und permanenten Systemen – geleistet werden. Konzeptioneller Ausgangspunkt ist dabei die Ambivalenz längerfristiger sozialer Beziehungen: Auf der einen Seite schaffen sie Vertrauen und gelten damit als Voraussetzungen für interaktives Lernen; auf der anderen Seite bergen sie die Gefahr, die Fähigkeit zur Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen einzuschränken. Großereignisse spiegeln diese Ambivalenz auf idealtypische Weise wider. Sie sind temporäre Interventionen in einen permanenten Kontext, die in begrenzter Zeit hohe Lernanforderungen an die involvierten Akteure stellen und von denen dadurch starke Lernimpulse ausgehen. Gleichzeitig sind die dort erfolgenden Lernprozesse von ihrer Vorgeschichte und ihrer Folgezeit geprägt, da sie sowohl Ressourcen aus der Vergangenheit mobilisieren als auch zukünftige Herausforderungen antizipieren müssen. Untersuchungsgegenstand ist die „Projektökologie“ der Olympischen Spiele von London. Ziel des Vorhabens ist es zu untersuchen, wie die in die Vorbereitung involvierten Akteure und Institutionen einerseits Lernressourcen aus der Vergangenheit (Vorbildprojekte und zuvor erworbene Kompetenzen) nutzen und andererseits zukünftige Herausforderungen (die Unsicherheit des Transfers der Lernerfolge in die Alltagspraxis und die Gefahr der Einschränkung zukünftiger Handlungsoptionen) als Lernanlässe in Projektorganisation und Projektarbeit verarbeiten. Die Forschung kommt zu folgenden Ergebnissen: Bezogen auf die Mobilisierung von Lernressourcen aus der Vergangenheit zeigen sich im Londoner Fall zwei wichtige Befunde: erstens die zentrale Bedeutung von gescheiterten Projekten, die als negative Vorbilder die Planung und Organisation der Spiele beeinflussen. Dieser Befund eröffnet neue Perspektiven auf die immer noch stark von Best Practices und Benchmarking geprägte Literatur über organisationales Lernen. Zweitens wird deutlich, dass bei der Rekrutierung von Expertise für die Projektorganisationen permanente Organisationen eine außerordentlich wichtige Rolle spielen. Diese Erkenntnis impliziert neue Sichtweisen auf die Arbeitsteilung von Projektorganisationen und Unternehmen beim Management von Großprojekten. Im Hinblick auf die Antizipation der Zukunft als Lernanlass werden ebenfalls zwei zentrale Ergebnisse sichtbar: Erstens zeigt sich in der Organisationsökologie ein hohes Maß an ‚Skepsis’. Die genannten negativen Erfahrungen gescheiterter Projekte bedeuten im Umkehrschluss die Antizipation zukünftiger Probleme, die sich sowohl kognitiv als auch strukturell in der Organisation niederschlagen. Das Management von Großprojekten und Großereignissen weist damit Ähnlichkeiten zu mit Risikotechnologien und Katastrophen befassten Organisationen auf. Zweitens wird deutlich, dass Folgen eines Großereignisses eine Vielzahl von Entwicklungspfaden auf unterschiedliche Weise berühren. Damit werden neuere Befunde aus der Wirtschaftsgeographie und den Organisationswissenschaften bestätigt, denen zufolge das aus der Technologieforschung stammende Konzept der Pfadabhängigkeit nur bedingt auf organisationale und institutionelle Systeme übertragbar ist. Im Falle Londons wird insbesondere sichtbar, dass die Institutionen im lokalen Umfeld der Spiele am wenigsten die Impulswirkung des Ereignisses spüren, weil dessen Effekte überwiegend Pfade auf nationaler und globaler Maßstabsebenen berühren.

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