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Keltische und römische Besiedlung im unmittelbaren Umfeld des Oppidums Bibracte (Burgund, Frankreich)

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2005 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 21152554
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Wenige km nördlich des gallischen Oppidums Bibracte, an den Yonnequellen, konnte im Rahmen des Projekts eine ca. 120 ha große Siedlung caesarisch-augusteischer Zeit prospektiert und dokumentiert werden. Die unbefestigte Großsiedlung – die etwa der Fläche des Oppidums entspricht, allerdings wohl dichter besiedelt war – datiert nach Ausweis des Fundmaterials in die Zeit von der Mitte des 1. Jh. v. Chr. bis in augusteische Zeit. Ein früherer Beginn ist möglich, kann aber bislang nicht anhand der ca. 5.000 während der Prospektionen geborgenen Einzelfunde bewiesen werden. Bei Grabungen 2008 bis 2010 wurden im mutmaßlichen Zentrum der Siedlung mehrphasige Baubefunde entdeckt, die einerseits eine gewisse Bestandszeit der Siedlung belegen, andererseits aber auch die anhand der Einzelfunde vermutete Existenz von Gebäuden bestätigen. Die wirtschaftliche Grundlage der Bewohner dieser Siedlung scheint keine besondere Spezialisierung (etwa auf Bergbau oder Landwirtschaft) besessen zu haben. Die Yonnequellensiedlung kann mit einiger Wahrscheinlichkeit an historisch-politische Ereignisse angelehnt werden: Ihre Entstehung könnte mit Zuwanderungen im Kontext des Gallischen Kriegs gesehen werden; ihr Ende scheint ziemlich sicher mit dem Ende des Oppidums Bibracte und dem gleichzeitigen Entstehen des neuen Häduerhauptorts Augustodunum (Autun) einherzugehen. Hierfür sprechen auch die Befunde anderer von uns betrachteter Plätze: Drei untersuchte, benachbarte Vici der römischen Kaiserzeit haben bei Prospektionen bzw. Auswertung von Altfunden keine oder nur äußerst wenig bibractezeitliche Keramik erbracht. Der Tempelbezirk um den sog. Janustempel vor den Toren der Stadt Augustodunum, dem in von der regionalen Forschung ein gallischer Vorgänger nachgesagt wird, erwies sich mittels AMS-14C-Daten als Bauwerk der mittleren Kaiserzeit, geomagnetische Prospektionen zeigten zusätzlich auch keine vorrömischen Strukuren in dessen Umfeld. Eine große Villa rustica 4 km südlich des Oppidums – die größte so nahe an Bibracte liegende – zeigte bei Prospektionen immerhin einen „bibractezeitlichen“ Fundbereich des 1. Jh. v. Chr.; das Haubgebäude wurde jedoch erst in augusteischer Zeit errichtet. Die angeführten Untersuchungen zum Beginn der römerzeitlichen Siedlungen im Zentrum des Häduergebiets zeigen in Verbindung mit der Kenntnis um das Ende Bibractes und der Yonnequellensiedlung deutlich eine Zäsur in der Siedlungsentwicklung. In bzw. ab augusteischer Zeit werden die klimatisch und verkehrstechnisch ungünstig gelegenen Siedlungen im südlichen Morvan von ihren Bewohnern aufgegeben, die sich an besser gelegenen Plätzen neu ansiedeln. Dies betrifft nicht nur den altbekannten Wechsel von Bibracte in die neue Stadt Augustodunum, sondern auch die Yonnequellensiedlung und die kleineren, ländlichen Marktorte (Vici). Inwieweit dieses Phänomen bis auf die Ebene von landwirtschaftlichen Einzelhöfen zu beobachten ist, muß derzeit offen bleiben. Das Entstehen einiger Großvillen und Fundstellen bibractezeitlicher Keramik ohne kaiserzeitliche Folgenutzung (wie auch umgekehrt) lassen Veränderungen, vielleicht eine Ausdünnung zu Gunsten größerer Güter vermuten. Unklar bleibt, ob die Bewohner der endlatènezeitlichen Siedlungsplätze beim Verlassen ihrer alten Wohnorte die freie Wahl des neuen Wohnortes hatten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Die caesarisch-augusteische Besiedlung im Umfeld des Oppidums Bibracte (Burgund, Frankreich): neue Erkenntnisse zur Umgebung einer spätkeltischen Stadt und deren Veränderungen in der frühen Kaiserzeit. Arch. Nachrbl. 12, 2007, 257-260
    P. Haupt/I. Klenner
  • Prospections autour de Bibracte : nouvelles méthodes et nouveaux résultats Bull. Association Française pour l'Étude de l'Âge du Fer 25, 2007, 17-20
    J. Creighton/P. Haupt/I. Klenner/Th. Moore/P. Nouvel/Chr. Petit/M. Schönfelder
  • Prospektionen im Umfeld des Oppidums Bibracte (Burgund): ein Vorbericht. Arch. Korrbl. 37/3, 2007, 409-419
    P. Haupt/I. Klenner/M. Schönfelder
  • Prospections sur le site des Sources de l'Yonne, commune de Glux-en-Glenne. In: Rapport annuel d'activité 2007 (Glux-en-Glenne 2008) 204-209
    P. Haupt/I. Klenner/M. Schönfelder
  • Prospections sur le site du Quart du Bois, commune de Poil. In: Rapport annuel d'activité 2007 (Glux-en-Glenne 2008) 219-221
    P. Haupt/I. Klenner/M. Schönfelder
  • Zur Datierung des sog. Janustempels von Autun. Germania 86, 1/2008, 181-190
    P. Haupt
  • Le Mont Beuvray dans son environnement. Occupation, exploitation et anthropisation. Bibracte. Rapport annuel d'activité 2008(Glux-en-Glenne 2009) 433-451
    J. Creighton/P. Haupt/I. Klenner/T. Moore/P. Nouvel/M. Schönfelder
  • Prospections au site des Sources de l'Yonne, commune de Glux-en-Glenne. Bibracte. Rapport annuel d'activité 2008 (Glux-en-Glenne 2009) 428-430
    P. Haupt/I. Klenner/M. Schönfelder
  • Le réseau d’habitat antique à la périphérie du Mont Beuvray. Bibracte. Rapport annuel d'activité 2010, 275-290
    P. Haupt/A. Braun/I. Klenner
  • Le réseau d’habitat antique à la périphérie du Mont Beuvray. In: Recherches sur le Mont Beuvray et son environnement. Programme triennial 2009-2011. Rapport intermédiaire 2009 (Glux-en-Glenne 2010) 257-272
    A. Braun/P. Haupt/I. Klenner/M. Schönfelder
  • Le sites majeurs de la périphérie du Mont Beuvray. Bibracte. Rapport annuel d'activité 2010, 263-273
    P. Haupt/Th. Moore/A. Braun/L. Cripps/I. Klenner
 
 

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