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Differenz und Subversion: Die Häresiographie im Kitab az-Zina des Ismailiten Abu Hatim ar-Razi. Kritische Edition und Textanalyse

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung von 2011 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 211772881
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Projekt wurde der häresiografische Teil der Enzyklopädie Kitāb az-Zīna kritisch ediert, analysiert und übersetzt. Edition und Übersetzung umfassen ca. 150 Seiten. Leithandschrift war das Leipziger Fragment, das nach einer 14C-Analyse ins frühe 5./11. Jh. zu datieren ist und somit als der weitaus älteste bekannte Textzeuge des Werkes gelten kann. Ferner wurden zwei weitere Textzeugen hinzugezogen, die eine weitere vermutlich alte, im Irak zu verortende, sowie eine jüngere jemenitische Textmanifestation darstellen. Die quellenkritische Untersuchung des Werks erwies eine starke Verwurzelung in der arabischen lexikografischen Tradition. Daneben benutzt der Autor aber auch intensiv häresiografisches Material. Im Gegensatz zur Lexikografie werden bei der Häresiografie etwaige Quellen von ihm verschwiegen. Jedoch ließ sich die wörtliche Übernahme von Text aus dem Werk des fast zeitgenössischen, konkurrierenden Zwölferschiiten an-Naubaḫtī beweisen. Es konnte auch gezeigt werden, dass Text des Kitāb az-Zīna sich wiederum in der im 6./12. Jh. verfassten Häresiografie von aš-Šahrastānī befindet. Somit erweist sich erstmals, dass es sich bei dem untersuchten Werk um einen bedeutenden „Knotenpunkt“ innerhalb der verzweigten, sich seit dem späten 2./8. Jahrhundert entwickelnden Tradition der islamischen Häresiografie handelt. Durch die im Projekt erfolgte detaillierte Untersuchung der intertextuellen Verflechtungen leistete es auch einen Beitrag zur Erforschung der Tradition der islamischen Häresiografie. Die weitere Aufschlüsselung der intertextuellen Verflechtungen soll Gegenstand eines geplanten Folgeprojekts in einer Nachwuchsforschergruppe am Lehrstuhl für Digital Humanities (Gregory Crane) der Universität Leipzig sein. Die Ausgangsthese der subversiven Funktion des Werkes im historischen Kontext des Autors konnte bestätigt werden. Die Textanalyse zeigt, dass der Autor subtil in einer Weise argumentiert, dass dem Adressaten die Überlegenheit schiitischer und – in späteren Abschnitten – ismailitischer Ansichten bewusst werden sollte. Das Kitab-az-Zina scheint somit in der zu Lebzeiten des Autors aufstrebenden und expandierenden ismailitischen Mission (da´wa) eingesetzt worden zu sein. Die Projektergebnisse sollen zügig in der Reihe „Arabische Studien“ publiziert werden. Dort soll auch die Übersetzung aufgenommen werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Differenz und Subversion. Ein Projekt zur religiösen Dynamik im frühen Islam, in: Universität Leipzig Journal, Nr. 3 (2012), S. 30
    Klemm, Verena/Berthold, Cornelius
  • The Leipzig Manuscript of the Kitāb al-Zīna by the Ismaili Author Abū Ḥātim al-Rāzī (d. 322/933–934), in: Journal of Islamic Manuscripts, Bd. 5, Nr. 1 (2014), S. 19–42
    Berthold, Cornelius
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1163/1878464X-00501007)
 
 

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