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Metamorphosen des Todes im Martinellus: das Beispiel des Gregor von Tours

Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 213208272
 
Das Projekt ist Teil des Paketantrags „Metamorphosen des Todes“ und längerfristiger Forschungsvorhaben des Antragstellers. Ausgehend von Darstellungen des Todes in der griechisch-römischen und der jüdisch-christlichen Antike wird ihre Rezeption in der Spätantike betrachtet. Besonderes Augenmerk liegt auf dem zwischen 400 und 800 n.Chr. in Gallien entstandenen und als Martinellus bekannten hagiographischen Dossier. In dem Dossier, das nach frühen Entwürfen eines ,Urmartinellus‘ um 800 unter Alkuin in Tours zu einem Pandekten der Martinsschriften zusammengefasst wurde, spielen Krankheit, Leiden, Tod und ihre Bewältigung eine wichtige Rolle. Es soll erforscht werden, wie Tod und Jenseits und der Umgang mit ihnen in den verschiedenen Teilen des Martinellus dargestellt werden. Besondere Beachtung verdienen die dem ,Urmartinellus‘ zugehörigen und zeitlich frühesten Werke des Sulpicius Severus und im Vergleich dazu, vorrangig, die späteren hagiographischen und historiographischen Werke des Gregor von Tours. An ihren Unterschieden sowohl untereinander als auch gegenüber frühchristlichen und paganen Texten der Antike wird beispielhaft deutlich, wie sich die Vorstellung von Tod und Jenseits und der sie begleitenden Phänomene zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert entwickelte. Dabei gilt es nicht nur die sich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen und den wechselnden Erwartungen des Publikums verändernden Rollen des Mönchsbischofs als emblematischer und paradigmatischer Referenzfigur (Hahn/Vielberg 2007) und damit einhergehend die Veränderungen der biblischen und patristischen Bezugstexte zu berücksichtigen. Es geht auch um die Erfassung der unterschiedlichen Darstellungsabsichten der Autoren des hagiographischen Dossiers, die von der Schilderung frömmigkeitsgeschichtlicher Ereignisse über die Propaganda für den Martinskult und die Deklarierung machtpolitischer Ansprüche bis zu pastoralen Erfordernissen und konsolatorischen Zwecken reichen. Die Veränderungen vollziehen sich nicht nur innerhalb des hagiographischen Dossiers, sondern das Dossier selbst bzw. das Denken ihrer Verfasser stehen innerhalb einer übergreifenden Entwicklung vom ersten bis zum sechsten Jahrhundert. Als Vergleichspunkte dienen daher auf der einen Seite die Darstellung des Todes und der ihn begleitenden Phänomene in der antiken, jüdischen und christlichen Literatur des Hellenismus und der frühen Kaiserzeit und andererseits in den hagiographischen Dossiers, die in der Merowingerzeit im gallischen Raum entstanden, sowie in den Werken des Venantius Fortunatus. Es ist Ziel des Projekts, am Beispiel des Martinellus erstens die Veränderungen der Vorstellungen von Tod und Jenseits und die Ursachen dieser Veränderungen im Vergleich zum frühen Christentum und zur heidnischen Antike zu erfassen und zweitens mit einer vielschichtigen komparativen Betrachtung zu klären, ob es auch in der Spätantike selbst eine oder mehrere Veränderungen und damit zeitlich eingrenzbare Punkte der Veränderung der Vorstellungen von Tod und Jenseits gab.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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