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Gesetzesdiskurse im Frühjudentum und Urchristentum: Wer darf wann und wie mit wem essen?
Antragstellerin
Professorin Dr. Christina Eschner
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung in 2012
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 213331873
In der Forschung zum Gesetz wird der Fokus stets auf eine etwaige soteriologische Bedeutung (= Heilsbedeutung) der Halacha gerichtet. Eine kritische Sichtung der Quellen zeigt jedoch, dass eine solch einseitige Betrachtung des Gesetzes als Instanz der Heilsvermittlung dem Quellenbefund nicht gerecht wird. Im Zentrum der entsprechenden Belege stehen nämlich keineswegs Aussagen zur generellen Bedeutung des Gesetzes, sondern vielmehr einzelne Gesetzesfragen, die sich an einem konkreten Verhalten Jesu oder seiner Jünger entzünden. Sie konzentrieren sich auf Fragen der Ehescheidung (Mk 10,1-12; Lk 16,16-18/Mt 5,31f.; Mt 19,1-9), des Sabbats (Lk 14,5/Mt 12,11f.; Mk 2,23-3,6; Lk 13,10-17; 14,1-6) und des Essens, wobei der letzte Themenkomplex insofern breit gefächert ist, als er zum einen Vorschriften zu verbotenen und erlaubten Speisen (Apg 15,20.23-29; 1 Kor 8-10; Röm 14), zum anderen aber auch zur erlaubten Art und Weise der Nahrungsaufnahme (Lk 11,39/Mt 23,25f.; Mk 7,1-23) sowie zur Tischgemeinschaft (Mk 2,14-17; Lk 7,33-35/Mt 11,18f.; Apg 10f.) umfasst. Diese Gesetzesdiskurse zeigen, dass die Frage nach dem Gesetz zunächst eine Frage praktischer Ethik ist. Darin stimmen die im Urchristentum belegten Gesetzesdebatten mit den frühjüdischen Gesetzesdiskursen insofern überein, als sich auch letztere auf den Sabbat, Speise- und Reinheitsvorschriften, Eheangelegenheiten und den Umgang mit Heiden konzentrieren. Ziel ist es, die in der synoptischen Tradition belegten Gesetzesdiskurse vor dem Hintergrund der im Judentum belegten Aussagen zu halachischen Einzelbestimmungen, welche das alltägliche Leben regeln, darzustellen, um die urchristliche Praxis des Gesetzes in ihrem größeren Rahmen zu eruieren. Dabei soll der Fokus angesichts des Befundes, dass sowohl die Fragen der Ehe und Ehescheidung als auch die Sabbatproblematik Gegenstand mehrerer Untersuchungen waren, auf dem Komplex des Essens liegen.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Großbritannien
Gastgeber
Professor Christopher Tuckett