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Sozialisationstheoretische Untersuchung zur sozialisatorischen Wirkung von Krankheitserfahrungen bei chronisch schwer kranken Kindern und ihren Eltern

Subject Area Empirical Social Research
Term from 2011 to 2017
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 213669847
 
Final Report Year 2017

Final Report Abstract

Wollen Sozial- bzw. Gesundheitswissenschaftler Phänomene wie schwerste Krankheitserfahrungen oder existentielle Therapieentscheidungen erforschen, dann sind neue Wege zu gehen, da die Erforschung existentieller Erfahrungen anderer Menschen bisher nicht thematisch in der Aufmerksamkeit der Sozial- und Gesundheitsforschung stand. Mit dem Fokus auf neueren Krankheitsphänomenen sind zum einen die Erfahrungsbildung der (Mit-)Betroffenen und zum anderen die Vollzugspraktiken unter den Bedingungen des persistierenden Krankheitsphänomens interessant. Für die Analyse der Erfahrungsbildung, die diachron erhoben wird, eignet sich ein ereignistheoretischer Ansatz, der das Brüchigwerden der Deutungsrahmen und Erwartungshorizonte, die empfundene Unsicherheit und Ungewissheit und weitere Aspekte angemessen theoretisieren kann. Für die Erforschung der Vollzugspraktiken bietet sich als synchrone Erhebung eine teilnehmende Beobachtung klinischer bzw. therapeutischer Situationen an, die situationstheoretisch reflektiert wird. Untersucht wurden schwer kranke Kleinkindern im Vollzug ambulanter Therapien und - in Form von qualitativen Einzelfallstudien über einen längeren Zeitraum - einzelne Familien mit Kleinkindern, die mit einer Fehlbildung geboren wurden. Für die Theoretisierung des Phänomens Krankheitserleben und -erfahren selbst ist zu unterscheiden, dass im strengen Sinne nur das Kind als betroffen bezeichnen kann, nur es allein verfügt über Krankheitserfahrungen erster Ordnung. Dies gründet vor allem darin, weil Kranksein immer leibkörperlich erfahren wird und emotionale Reaktionen wie (Todes-)Angst, Schmerz, das Spüren und Interpretieren weiterer Symptome sowie Leidensempfindungen immer subjektiven Ursprungs sind und in Einzigartigkeit erfahren werden. Die Eltern dagegen sind mitbetroffen, sie verfügen - bei enger Bindung an das Kind, aufgrund von Identifikation und Übertragungsphänomenen - über Krankheitserfahrungen zweiter Ordnung. In der Theoriebildung zur Spezifik von Krankheitserfahrungen ist es zentral, diese beiden Ordnungsebenen zu unterschieden und die Spezifik der beiden verschiedenen Arten des Betroffenseins genau zu beschreiben.

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