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Türkische Interrogativsätze an den Schnittstellen der Grammatik

Subject Area General and Comparative Linguistics, Experimental Linguistics, Typology, Non-European Languages
Term from 2012 to 2018
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 214501142
 
Final Report Year 2017

Final Report Abstract

1. Ja-Nein-Fragen: Türkische Ja-Nein-Fragen werden durch ein phrasales Suffix -mI markiert, von dem bisher gesagt wurde, dass es am Satzende hinzugefügt wird oder an eine fokussierte Konstituente angehängt wird. Dies konnte wie folgt verfeinert werden. Ein adjazentes -mI ist von einem distanten -mI zu unterschieden. Ersteres hat fallende Intonation und eine Einzigkeitsannahme über eine mit -mI suffigierte Konstituente. Letzteres hat steigende Intonation und eine nicht-Einzigkeitsannahme von der Art kontrastiver Topics über eine mit -mI suffigierte Konstituente. Adjazentes -mI steht bei VP- oder Satzfokus nach dem ersten Satzglied in der VP, welches auch der Fokusexponent ist. Es kann auf diese Weise innerhalb eines Fokus stehen. 2. Die Intonation von W-Fragen: Folgende Elemente der Intonation von W-Fragen waren in der Literatur beschrieben aber nicht oder kaum empirisch belegt: (a) Ein Gipfel auf dem W-Wort, (b) ein finaler Anstieg, (c) ein flache Kontur vor dem Nukleus, (d) Satzbetonung wird auf das W-Wort verschoben. Diese konnten sämtlich im Detail empirisch belegt werden. Außerdem konnten Verfeinerungen erarbeitet werden, die zu einer genauen tonalen Analyse der Kontur führen. Diese besteht aus einem initialen Anstieg der dem ersten Anstieg in Deklarativsätzen gleicht, der Löschung weiterer Töne (alternativ aller Töne oder aller H Töne) bis zum W-Wort, einem H* auf dem W-Wort, gefolgt von einem tiefen Ton und dem H% für den finalen Anstieg. In eingebetteten W-Fragen fehlen überraschenderweise alle vier Merkmale (a) – (d). Dies deutet darauf hin, dass sie alle (direkt oder indirekt) nicht nur an Interrogativsätze, sondern auch an fragende Sprechakte gekoppelt sind. 3. Interaktion von W-Fragen und Fokus: Ein Fragewort kann im Satz vor einem Fokus stehen, wenn zwischen ihnen eine fokussensitive Partikel steht. Wird die Partikel weggelassen, ist das Ergebnis nicht mehr richtig wohlgeformt. Während letzterer Fall in der Literatur als ungrammatisch beschrieben war, ist der Effekt bei genauer Untersuchung schwächer aber dennoch robust nachweisbar. 4. Die syntaktischen Elemente, die die semantischen Interpretation der W-Fragen auslösen: Seth Cable postulierte eine Q-Partikel, der universell W-Phrasen markiert. Anders als Cable es für typische W-in-situ-Sprachen annimmt, hat die Q-Partikel im Türkischen nicht Satzskopus sondern Skopus über eine verbale Projektion, vor der satzintern noch andere Konstituenten stehen können. Es zeigt sich, dass die Q-Partikel Interventionseffekte für die Fokusinterpretation auslöst, ähnlich wie bisher bekannt war, dass die Fokusinterpretation Interventionseffekte für die Frageinterpretation auslösen kann. 5. Betonung auf W-Wörtern: Bekannt war, dass der Fokus F die stärkste Betonung in der Domäne trägt, über die seine Alternativen berechnet werden. In der Theorie, die eine Q-Partikel verwendet, ist das W-Merkmal ebenfalls ein F-Merkmal und zieht daher Betonung an. Dabei bewährt sich empirisch die Annahme, dass die Betonungsdomäne hier ebenfalls die semantische Domäne der Interpretation ist, also der Domäne der Q-Partikel. Im Türkischen scheint es, dass der H% Ton des finalen Anstiegs in W-Fragen eine Q-Partikel für direkte Fragen ist, welche satzfinal stehen muss. Die derart erzwungene „übergroße W-Phrase“ könnte der Grund sein, dass W-Wörter die Satzbetonung auf sich ziehen. Eingebettet entfällt mit der H% Q-Partikel auch der Betonungseffekt.

Publications

  • 2013. 'Also' in Turkish and Ishkashimi. In Proceedings of the 8th Workshop on Altaic Formal Linguistics, hg. von Umut Özge. MIT Working Papers in Linguistics 67
    Beste Kamali und Lena Karvovskaya
  • 2014. Beyond morphosyntax: Interrogative intonation and its role in Turkish. Turkic Languages 18, S. 189–206
    Beste Kamali
  • 2014. Scope of negation and phonological phrasing in Turkish. In Turcology and Linguistics: Éva Ágnes Csató Festschrift, hg,. von Nurettin Demir, Birsel Karakoç und Astrid Menz. Hacettepe Üniversitesi Yayinlari, Ankara, S. 261– 278
    Beste Kamali
  • 2015. Information structure of yes/no-questions in Turkish. In Ankara papers in Turkish and Turkic linguistics, hg. von Deniz Zeyrek, Cigdem Sagin Simsek, Ufuk Atas und Jochen Rehbein. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, S. 27–39
    Beste Kamali
 
 

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