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Corpus Paracelsisticum. Dokumente frühneuhochzeitlicher Naturphilosophie. Teil 3

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2012 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 214735459
 
Der vorliegende dritte Band des Corpus Paracelsisticum (CP) versteht sich wie die vorhergehenden, von der DFG geförderten Bände in seinem sozial-, wissenschafts- und literaturgeschichtlichen Gehalt als innovativer Beitrag zur frühneuzeitlichen Kulturgeschichte. Weiterhin wird, auch durch freundliche Aufnahme in der neueren Forschung ermutigt, der Anspruch erhoben, - sonst meist getrennte disziplinäre Erkenntnisanstrengungen und Wissensdomänen auf einem thematisch und in der Wahl des Textkorpus scharf ausgeleuchteten Untersuchungsfeld zusammenzuführen; auf diese Weise in ein bislang weitgehend unerforschtes Quellengelände vorzustoßen und diese Quellen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln der kulturgeschichtlichen Anamnese wie auch philologischen Exploration in ihren jeweiligen Kontexten zu erhellen und auszuwerten (durch Einleitungen und ausführliche Kommentare);damit aber zu einem neuen Bild der komplexen denk- und mentalitätsgeschichtlichen Prozesse, auch der sozialen Konfigurationen des Alten Reichs hinter den Fassaden des akademischen Traditionalismus und staatspolitischen Konfessionalismus beizutragen. Es geht nicht in erster Linie um die Person oder das tatsächliche bzw. vermeintliche Werk des Paracelsus (davon ist freilich immer wieder mittelbar die Rede), sondern um eine für die europäische Kulturgeschichte, d. h. die geistige Physiognomie und Pluralisierungsdynamik des 16. und frühen 17. Jahrhunderts zentrale, weit in die Zukunft ausstrahlende Oppositions- und Reformbewegung. Nach chronologisch geordneten Autorencorpora gegliedert, werden im Folgenden ediert, kommentiert und gegebenenfalls aus dem Lateinischen übersetzt, jeweils mit möglichst dichten Biogrammen der Verfasser, Adressaten und erwähnten Personen, fünfundsiebzig Texte der Jahre 1569 bis 1613, teils gedruckte Vorreden (´Paratexte`), teils aus den Handschriften geschöpfte, in der Regel bislang unbekannte Briefe. Sie zeigen immer wieder neue Facetten, Autoritäten, Praktiken, Profile, lebensgeschichtliche Komplikationen und soziale Konnexionen des laborantischen wie theoretischen, meist auch editorischen Bemühens um das Paracelsische Erbe. Als unverkennbarer Antrieb wird dabei nach wie vor das Streben nach Erfolgen und Resultaten der teils medizinisch, teils metallurgisch orientierten Transmutationsphilosophie (Alchemie) erkennbar. Dieses Streben führt aber nun markant in jene Schlußphase des Frühparacelsismus, in der sich dieser zugleich in verschiedene epistemologische Dominanten, Interessen und geistige Anbindungen differenzierte: a) in Allianzen mit Strömungen und Gruppen der protestantischen Heterodoxie, aber auch der beginnenden Rosenkreuzerbewegung, nicht selten in der religiös spiritualisierten Allegorisierung des Alchemoparacelsismus, Codierungsmustern in einem geistigen Milieu, in dem Jakob Böhme wichtige Anstöße erreichten; b) in systematischen Versuchen, dem Paracelsischen Erbe die Würde einer platonisch-hermetistischen intellektuellen Genealogie und damit den Rang einer im europäischen Maßstab ernstzunehmenden philosophischen Alternative zu verleihen.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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