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Portugal und die Kolonialfrage, 1961-1974

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 214760784
 
In der Forschung über das autoritäre Regime des portugiesischen Estado Novo werden die 1960er Jahre meist als Phase der politischen Stagnation beschrieben, als Vorphase seines Untergangs in der Revolution von 1974. Einzig der Herausbildung kleinerer Oppositionskerne innerhalb des Militärs und der Kirchen ist größere Aufmerksamkeit gewidmet worden. Allerdings liegen zahlreiche militärhistorische Studien zu den seit 1961 geführten Kolonialkriegen in Angola, Mosambik und Kapverde vor. Das vorliegende Projekt versteht nun die Kolonialkriege als Auslöser von Destabilisierung und politischen Veränderungen im Mutterland Portugal - innerhalb der Regierung, der regierungsnahen Eliten und der Opposition. In den Blickpunkt geraten dabei vor allem die Wahrnehmungen und Interpretationen der kolonialen Krise und ihrer Auswirkungen auf Machtstabilität, Machtpositionen und Handlungsmargen der einzelnen Akteure. Ausgangspunkt ist die Vermutung, dass der Estado Novo in den letzten fünfzehn Jahren seiner Existenz weniger stabil und homogen war, als in der Forschungsliteratur weithin angenommen wurde. Es handelte sich nicht um eine steile Abstiegs- oder Erosionsgeschichte, die schließlich in einem Putsch gipfelte. Vielmehr gehen wir davon aus, dass sich in diesen etwa fünfzehn Jahren innerhalb des Regimes und der regimenahem Eliten eine Opposition gegen den Kolonialismus herausbildete, die sich von linken und liberalen Opposition grundlegend unterschied und teilweise nicht auf die Abschaffung, sondern die Stärkung des Estado Novo zielte, aber wesentlich zu seinem Zerfall beitrug. Die projektierte Studie füllt damit auch eine Lücke in der Dekolonisierungsforschung, denn weder die Kolonialmacht Portugal noch die „innere Dekolonisation" im Mutterland sind bislang intensiver erforscht worden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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