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Melodisch-rhythmische Gestaltung von Jazzimprovisationen. Rechnerbasierte Musikanalyse einstimmiger Jazzsoli

Fachliche Zuordnung Musikwissenschaften
Förderung Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 215043466
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Forschungsprojekt (Jazzomat Research Project) widmete sich mit computergestützten Analysemethoden der Untersuchung von Jazzimprovisationen auf der Grundlage eines großen Korpus von transkribierten Jazzsoli aus den 1920er bis 2000er Jahren. Das Projekt versteht sich als Pilotprojekt einer Computational Musicology und ist in diesem Sinne noch nicht abgeschlossen. Vielmehr ermöglichen die frei zugängliche Weimar Jazz Database mit 456 qualitativ hochwertigen Transkriptionen sowie die ebenfalls frei verfügbare Analysesoftware MeloSpySuite/GUI zahlreiche Folgestudien und Weiterentwicklungen sowohl des Antragstellers und der Projektmitarbeiter als auch anderer Forscher einer heterogenen, internationalen Forschungsgemeinschaft. Die Entwicklung von Datenbank und Software stellten einen ersten Schwerpunkt des Projektes da. Die Transkriptionen verzichten auf herkömmliche Notenschrift und umfassen sowohl die gespielten Tonhöhen (mit Onset- und Offset-Zeitpunkt) als auch ein metrisches Raster sowie zahlreiche zusätzliche Annotationen (Formteile, Begleitakkorde, Artikulation sowie Mid-Level Units). Die Software beinhaltet Module zur Datenkonvertierung, wodurch u.a. eine Transformation in einen Notentext ermöglicht wird, zur Merkmalsextraktion und -visualisierung (z.B. von Tonhöhen- oder Metrumsprofilen) sowie der Suche nach verschiedenen Patterntypen. Die Möglichkeiten der Merkmalsextraktion und Patternsuche wurden in zahlreichen analytischen Studien angewendet, wobei diese Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft sind – weder hinsichtlich der Analyseverfahren noch hinsichtlich der Daten. Einzelne Studien widmeten sich beispielsweise der stilistischen Abgrenzung zwischen Hardbop/Bebop gegenüber Postbop anhand konkreter Gestaltungsmerkmale, der Verwendung von Spiel-Patterns durch einzelne Musiker, der Gesamtdramaturgie von Jazzsoli sowie der mikrorhythmischen Gestaltung. Die Analyse der manuell annotierten Mid-Level-Einheiten gemäß eines neu entwickelten Kategoriensystems ermöglicht Rückschlüsse auf konkrete Entscheidungsprozesse und auf die Psychologie des Improvisierens, was auch Anregungen für die Didaktik des Improvisierens verspricht. Ein weiterer Schwerpunkt war die Erprobung und Weiterentwicklung von audiobasierten Verfahren des Music Information Retrievals auf der Grundlage der symbolischen Musikdaten (Transkriptionen). So konnten durch neue Algorithmen Daten zur Dynamik und zu Intonationseigenschaften der Soli sowie die Bassbegleitung automatisch extrahiert und der Datenbank hinzugefügt werden. Schließlich widmeten sich die Projektmitarbeiter der Präsentation von Konzepten und Methoden nicht nur durch die Publikation von exemplarischen Studien, sondern auch durch Vorträge und Tutorials auf zahlreichen Konferenzen im In- und Ausland. Dies wurde bewusst mit der Zielsetzung verfolgt, internationale Jazzforscher und Musikinformatiker für die Möglichkeiten, welche Software und Datenbank bieten, zu interessieren und sie zu eigenen Forschungsvorhaben mit diesen Daten und Methoden anzuregen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Introducing the Jazzomat Project - Jazz Solo Analysis Using Music Information Retrieval Methods, in: Proceedings of 10th International Symposium on Computer Music Multidisciplinary Research (CMMR) “Sound, Music and Motion” in Marseille on 15-18 October 2013
    Jakob Abeßer, Klaus Frieler, Martin Pfleiderer und Wolf-Georg Zaddach
  • Dynamics in jazz improvisation. Score-informed estimation and contextual analysis of tone intensities in trumpet and saxophone solos, in: Proceedings of the 8th Conference on Interdisciplinary Musicology (CIM14), Berlin , December 4–6, 2014
    Jakob Abeßer, Estefanía Cano Ceron, Klaus Frieler und Martin Pfleiderer
  • Score-informed tracking and contextual analysis of fundamental frequency contours in trumpet and saxophone jazz solos, in: Proceedings of the 17th International Conference on Digital Audio Effects (DAFx-14), Erlangen, Germany, September 1-5, 2014
    Jakob Abeßer, Klaus Frieler, Martin Pfleiderer und Wolf-Georg Zaddach
  • Automated estimation of ride cymbal swing ratio in jazz recordings, in: Proceedings of the 16th International Society for Music Information Retrieval Conference, ISMIR 2015, Málaga, Spain, October 26-30, 2015, hrsg. von Meinard Müller und Frans Wiering, 2015, S. 271-277
    Christian Dittmar, Martin Pfleiderer und Meinard Müller
  • Score-informed analysis of intonation and pitch modulation in jazz solos, in: Proceedings of the 16th International Society for Music Information Retrieval Conference, Malaga, 2015, S. 823–829
    Jakob Abeßer, Estefanía Cano Ceron, Klaus Frieler, Martin Pfleiderer und Wolf-Georg Zaddach
  • Midlevel analysis of monophonic jazz solos. A new approach to the study of improvisation, in: Musicae Scientiae. Journal of the European Society for the Cognitive Sciences of Music, 20, 2 (2016), S. 143-162
    Klaus Frieler, Martin Pfleiderer, Jakob Abeßer und Wolf-Georg Zaddach
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1177/1029864916636440)
  • “Telling a Story.” On the dramaturgy of monophic jazz solos, in: Empirical Musicology Review 11, 1 (2016), S. 68-82
    Klaus Frieler, Martin Pfleiderer, Jakob Abeßer und Wolf-Georg Zaddach
    (Siehe online unter https://doi.org/10.18061/emr.v11i1.4959)
  • Deep Learning for Jazz Walking Bass Transcription, in: Proceedings of the Conference on Semantic Audio, 2017 June 22-24, Erlangen, Germany
    Jakob Abeßer, Stefan Balke, Klaus Frieler, Martin Pfleiderer und Meinard Müller
  • Inside the Jazzomat. New perspectives for jazz research, Mainz: Schott Campus (2017)
    Martin Pfleiderer, Klaus Frieler, Jakob Abeßer, Wolf-Georg Zaddach und Benjamin Burkhart (Hrsg.)
  • Score-informed Analysis of Tuning, Intonation, Pitch Modulation, and Dynamics in Jazz Solos, in: IEEE/ACM Transactions on Audio, Speech and Language Processing, 25/1 (2017), S. 168-177
    Jakob Abeßer, Klaus Frieler, Estefanía Cano Ceron, Martin Pfleiderer und Wolf-Georg Zaddach
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1109/TASLP.2016.2627186)
 
 

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