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Psychoökonomie: Interagierende Entscheidungsprozesse und deren Konsequenzen für ökonomische Leistung

Antragstellerin Professorin Dr. Anja Achtziger, seit 4/2018
Fachliche Zuordnung Wirtschaftstheorie
Förderung Förderung von 2012 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 215899445
 
Diese Forschergruppe befasst sich mit der Anwendung und Ausweitung von Zwei-Prozess-Modellen der Psychologie auf ökonomisches Verhalten. Die Hauptannahme lautet, dass menschliches Verhalten durch das Zusammenspiel zweier Arten von Entscheidungsprozessen geprägt ist. Impulsive Prozesse sind schnell, nicht bewusst, anstrengungsfrei, und beinhalten automatisierte Reaktionen. Reflektierte Prozesse sind (teilweise) bewusst, regelbasiert, erfordern Anstrengung, und verbrauchen kognitive Ressourcen. Prozesse können in dieselbe Richtung gehen oder in Konflikt stehen. Die (nicht bewusste) Entdeckung solcher Konflikte und deren Lösung sind ein wichtiger Teil der Entscheidungsfindung. Zwei-Prozess-Modelle verschieben den Fokus von Entscheidungen auf Prozesse. Somit werden Prozessdaten zu einer unschätzbaren Informationsquelle über Entscheidungsergebnisse hinaus. Reaktionszeiten liefern beispielsweise Informationen über involvierte Prozesse, weil impulsive Prozesse schneller sind als reflektierte. Andere Beispiele sind die Messung von Augenbewegungen und elektrophysiologischen Verhaltenskorrelaten (EEG). Da reflektierte Prozesse mehr kognitive Ressourcen erfordern, können experimentelle Manipulationen wie Zeitdruck oder kognitive Belastung den Einfluss impulsiver Prozesse auf das Verhalten sichtbar machen. Ergebnisse der ersten Förderphase zeigen, dass Zwei-Prozess-Modelle Forschung in den Entscheidungswissenschaften, einschließlich der Mikroökonomie, erfolgreich strukturieren können. Beispielsweise zeigen Prozessdaten, dass Verhaltensregeln wie Verstärkung oder Imitation (die auf frühere Leistung fokussieren) mit impulsiven Prozessen einhergehen. Weitere Forschung hat den (impulsiven) Voreinstellungsmodus, z.B. bei prosozialem Verhalten oder Framingeffekten, untersucht. Die Forschungsagenda ist entlang fünf komplementärer Bereiche strukturiert. Der erste dient dazu die Analogie zwischen Zwei-Prozess-Modellen und der mikroökonomischen Sicht von (begrenzter) Rationalität zu untermauern. Der zweite bezieht sich auf die Charakterisierung der Prozesse hinter spezifischen Verhaltensphänomenen (z.B. Verstärkung, impulsive Satisfaktion, Egoismus, Reziprozität etc.). Der dritte bezieht sich auf Konsequenzen eines möglichen Prozesskonflikts auf das tatsächliche Verhalten (z.B. verschlechterte Leistung, prosoziale Entscheidungen, kompulsives Einkaufen, Überschuldung etc.). Der vierte dreht sich um die Frage ob und wenn ja, wie die Interaktion und mögliche Konflikte zwischen Entscheidungsprozessen reguliert werden können, z.B. durch monetäre Anreize oder Einstellungs- und Motivationsinterventionen der Psychologie. Der fünfte betrifft die Entwicklung verbesserter, auf psychologisch-informierte Daten zugeschnitter statistischer und ökonometrischer Techniken. Darüber hinaus manifestiert die Forschergruppe eine langfristige Vision. Wir sehen uns als interdisziplinäre Entscheidungsforscher, die gemeinsam danach streben Entscheidungen und Leistung besser zu verstehen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Ehemaliger Antragsteller Professor Dr. Carlos Alós-Ferrer, bis 4/2018
 
 

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