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Ganzheitliches Prozessmodell für die ultraschallunterstützte Gesteinszerspanung

Fachliche Zuordnung Spanende und abtragende Fertigungstechnik
Förderung Förderung von 2012 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 216431941
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Verfahren der ultraschallunterstützten Bearbeitung von Gestein bietet wesentliche Prozessverbesserungen im Vergleich zur konventionellen Bearbeitung. So konnte in einem vorausgegangenen Forschungsprojekt eine Reduktion der Zerspankräfte um bis zu 80 % und ein verbessertes Ausbruchsverhalten nachgewiesen werden. Dennoch wird das hybride Verfahren kaum in der Industrie verwendet. Dies ist vor allem dem geringen Prozessverständnis geschuldet. Um dies zu verbessern, wurde in diesem Projekt der Prozess tiefergehend untersucht und die Ergebnisse zur Erstellung eines ganzheitlichen Prozessmodells genutzt. Wesentliche Erkenntnisse bezüglich der Prozessabläufe waren mittels linearer Ritzversuche mit einem einzelnen, an einem Ultraschallschwinger befestigten, Diamantkorn möglich. Der Kontaktvorgang zwischen dem hochfrequent schwingenden Diamantkorn und senkrecht hierzu linear bewegten Gesteinsproben wurde mittels einer Hochgeschwindigkeitskamera visualisiert. Die Auswertung der Videoaufnahmen und Kraftverläufe zeigte bei schwingungsüberlagerter Prozessführung das Auftreten von Mikrohämmern und einen dreiphasigen Kontaktvorgang (Stoßkontakt, Eindringen und Separation). Darüber hinaus wurde ein Zusammenhang zwischen dem dominierenden Spanbildungsmechanismus und der Schnittgeschwindigkeit bei Schwingungsüberlagerung nachgewiesen. Während bei langsamen Schnittgeschwindigkeiten die Spanbildung infolge des Auftreffens der Diamantfreifläche auf die Probenoberfläche (Mikrohämmern und Sekundärspanbildung) entsteht, dominiert bei hohen Schnittgeschwindigkeiten die Spanbildung vor der Schneide (Primärspanbildung). Des Weiteren konnten in den schwingungsunterstützten Ritzversuchen zwei entgegengesetzt wirkende, d.h. die Prozesskraft beeinflussende Mechanismen festgestellt werden. Einerseits führt eine Erhöhung der Schwingungsamplitude in der Kontaktzone zur Abnahme der Zerspankraft infolge der ansteigenden Schwingungsgeschwindigkeit und der damit verbundenen Reibungsreduktion. Gleichzeitig wirkt sich eine höhere Schwingungsamplitude auf die effektive Zustellung aus, wodurch der Spanungsquerschnitt zunimmt und die Zerspankraft steigt. Der beschriebene Prozess wurde mit experimentell verifizierten Modellen beschrieben. Hierzu wurden Prozess und System in die Teilsysteme Werkzeug, Materialabtrag, Prozesskräfte, Kinematik und Ultraschallsystem aufgeteilt, separat modelliert und zu einem iterativen Gesamtmodell zusammengefügt. Das Ultraschallsystem wurde mit den berechneten Prozessbelastungen beaufschlagt und das daraus resultierende Schwingungsverhaltes des Systems ermittelt. Der jeweils nächste Iterationsschritt wird mit den neu berechneten kinematischen Randbedingungen durchgeführt. Zur Kopplung der Teilmodelle wurde ein generisches Framework entwickelt, mit dem unterschiedlichste und beliebig viele Teilmodelle verbunden werden können. Sowohl das Framework als auch die modularen Teilmodelle können auch über das Forschungsprojekt hinaus verwendet werden. Zusammenfassend konnte durch die experimentellen und modellbasierten Untersuchungen ein erhöhtes Verständnis über den Prozess selbst und die prozessspezifischen Einflussparameter erreicht werden. Das erstellte Gesamtmodell stellt ein nutzbares Werkzeug zur Auslegung der Systemkomponenten dar. Mittels modellgestützter Parameterstudien wurde die Lagerung des Ultraschallschwingers als wesentlich für das Schwingverhalten unter Last identifiziert. Eine dementsprechend optimierte Schwinger-Werkzeugkombination wurde mittels des Gesamtmodells und eines Optimierungsalgorithmus bestimmt und anschließend aufgebaut. Mit beiden Schwingungsgebilden wurden Bohr- und Fräsuntersuchungen durchgeführt. Das optimierte System zeigte eine höhere Prozesskraftreduktion (68 – 90 %) als das Ausgangssystem (41 - 80 %). Darüber hinaus zeigte sich das optimierte Schwingungsgebilde robuster gegenüber der Änderung von Prozessgrößen. Auch bezüglich der elektrischen Leistung wies das optimierte System ein verbessertes Verhalten auf. Durch den Betrieb der Ultraschallsysteme mit einer prozessoptimal ausgelegten Phasen- und Amplitudenregelung, war es zudem möglich, die nötige elektrische Leistung bei beiden Ultraschallsystemen deutlich zu reduzieren.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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