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Archivarische Erschließung der Bestände Lew Kopelews und vier weiterer Dissidenten der älteren Generation sowjetischer, linksreformistisch orientierter Bürgerrechtlerinnen zur Zeit des Kalten Krieges

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 217360049
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der umfangreiche Bestand des Dissidenten-Ehepaars Lev Kopelev und Raisa Orlova bildet das Herzstück des Archivs der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen (FSO). Sie übereigneten es 1990 der FSO mit dem Auftrag, ein Archiv zu gründen. Gemeinsam mit den Nachlässen der Schriftstellerin Natal’ja Gorbanevskaja, des Astrophysikers und Bürgerrechtlers Kronid Ljubarskij, der Familie Babenyševy und des Kunsthistorikers Igor’ Golomštok repräsentiert er ein international einzigartiges intellektuelles Vermächtnis der älteren Generation linksreformistischer sowjetischer Bürgerrechtler/innen, die sowohl untereinander, als auch mit ihren westlichen Unterstützerkreisen eng verbunden waren. Die Bestände bieten der Forschung damit eine wichtige Grundlage für eine kritische Auseinandersetzung mit den Dissidentenbewegungen, ihren grenzüberschreitenden personellen Netzwerken und generell zu Fragen nach Funktionsweisen und Beschaffenheit alternativer Kultur(en) in Osteuropa im Poststalinismus. Im Rahmen des Projekts “Generation Kopelev” wurden die o.g. fünf Dissidentenbestände archivarisch erschlossen und durch die Verzeichnung entsprechender Datensätze in der Datenbank der FSO für die Forschung international zugänglich gemacht. Dabei wurden nicht nur formale Normdaten erfasst, sondern es erfolgte in Hinblick auf die wissenschaftliche Relevanz des jeweiligen Materials eine inhaltliche Feinerschließung bis hin zum Einzelblatt inkl. Verschlagwortung. Mit dieser Ausrichtung hatte das Projekt internationalen Modellcharakter für die Erschließung dissidentischer Nachlässe, deren komplementäre Teilbestände durch die Emigration der Akteur/innen oftmals in unterschiedlichen Institutionen und Staaten aufbewahrt werden. Zum Themenkomplex Dissidenten und alternative Milieus in Osteuropa wurden Tausende Personen- und Körperschaftsdaten in der GND verzeichnet, die für künftige Erschließungsprojekte nachgenutzt werden können. Basierend auf den Projektergebnissen liegen nun umfassende Erfahrungen bei der Klassifikation von komplexen Dissidentenbeständen vor, die sich u.a. durch ihre Mehrsprachigkeit auszeichnen. Ferner wurde die Liste der Abkürzungen für die Verzeichnung nach RNA ins Russische übertragen und ein umfassendes Schlagwort- und Sachregister für die Erschließung von Dissidentenbeständen erstellt. Diese Vorarbeiten bilden die Grundlage für einen mehrsprachigen, strukturierten Thesaurus, der von der FSO gemeinsam mit ihren Partnerarchiven entwickelt wird, und sie ermöglichen bereits angelaufene und zukünftige Kooperationsprojekte. Derzeit kann zu den erschlossenen Beständen in unserem Online- Katalog unter http://bit.ly/2kay66C recherchiert werden; ab Anfang 2018 werden die Daten in den Kalliope-Verbundkatalog eingespeist. Die Archivmaterialien wurden auch durch Ausstellungstätigkeit einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert. Um die Rezeption auch langfristig und überregional zu gewährleisten, wurde parallel eine Online-Ausstellung erstellt: www.achtung-feindpropaganda.de

 
 

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