Detailseite
Projekt Druckansicht

Die historisch-kritische Ausgabe der Werke Jean Pauls (1763-1825)

Antragstellerin Professorin Dr. Barbara Hunfeld, seit 7/2018
Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2007 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 21747777
 
Erstellungsjahr 2025

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt zur germanistischen Grundlagenforschung zielte auf eine historisch-kritische Auswahl-Edition von Kernbereichstexten Jean Pauls (1763-1825) als Modell für eine künftige umfassende editorische Erschließung seines Gesamtwerkes. Exemplarische Drucktexte ("Hesperus", "Siebenkäs", "Titan", "Vorschule", "Komet") inklusive nie edierter Fassungen und die dazugehörigen unbekannten Handschriften sollten für eine Buchausgabe vorbereitet sowie Lösungen für das Problem der "Unkommentierbarkeit" des Autors entwickelt werden. Zugleich waren alle erarbeiteten Daten in nachhaltig weiterverwendbarer Struktur für eine künftige digitale Nutzung aufzubereiten und vorzuhalten. Mit der Entwicklung der Modell-Edition sind die Voraussetzungen für eine Gesamt-Edition Jean Pauls im Rahmen des Deutschen Akademien-Programms geschaffen worden. Damit kann ein lange bestehendes Desiderat der Klassik-Forschung seit dem Jahresbeginn 2023 als Langfrist-Akademievorhaben aufgearbeitet werden. Die Modelledition hatte es mit einem Gegenstand zu tun, dessen Erschließung in zweierlei Hinsicht die Geschichte des Edierens abbildet. Exemplarisch sind an der Jean-Paul-Edition die Entwicklung der Idee der Klassiker-Ausgabe im Verlauf des 20. Jahrhunderts wie auch deren Wandel zu sehen, von der "klassischen" Buchausgabe zum Portalkonzept, vom Werk zur Werkgenese. Es ging um einen Klassiker, dessen Werk bis heute nie umfänglich und geschlossen aufgearbeitet worden ist. Damit im Zusammenhang stand die Frage, was "klassisch" sein kann an einer Literatur, die schon von den Zeitgenossen mehr als Wucherwerk denn als "Werk" angesehen worden war. Nicht nur aus pragmatischen Gründen aufgrund des Umfangs, sondern gerade auch weil der erste Editor Jean Pauls, der von den Nazis verfolgte Eduard Berend, den Autor als Klassiker betrachtete, edierte er ihn nur in Teilen: Die "andere" Klassik, die diese Literatur auch ist, hatte in Gestalt der früheren Textfassungen und des handschriftlichen Notatgewimmels keinen Platz in der editorischen Hauptpräsentation, die deren Systemstelle innerhalb des Editionskonzepts teleologisch bestimmte. Aufzuzeigen, wie der "ganze" Jean Paul ediert werden könnte, also sowohl mit dem Problem der fehlenden Gesamterschließung umzugehen als auch mit der fehlenden Sicht auf den widerständigen Bereich von Jean Pauls Schreiben, der sich dem Klassikideal nicht fügt, war somit Aufgabe des neuen Modells. So kam es auf die Entwicklung leistungsfähiger Editionsprinzipien an, philologisch wie technisch, wobei anders als bei digitalen Editionen, die sich auf bereits fertige Buchausgaben stützen können, Philologie und Digitalität Hand in Hand gingen. Die Forschungsarbeit erschloss den Prozess der Literarisierung von Ideen und damit Dimension und Bedeutung der Textwerkstatt. Sie begründete einen Paradigmenwechsel (in der Fokussierung auf den Schreibprozess) und führte zur Korrektur vorheriger Vorstellungen von Jean Pauls Literatur und zugleich zur Selbstkorrektur der Edition: Die Zurückführung der Schrift auf das Schreiben zeigte die Wichtigkeit von Ideenliterarisierung und Handschrift - die deshalb neu zu gewichten war - und bot dabei eine Lösung für den Kommentar in der "Selbstkommentierung" der Texte auf Grundlage ihrer Genese, mit Hilfe der Werkstatt-Dokumente. In einer Zeit des Umbruchs von traditioneller Buchausgabe zur Digitalität passte die Edition sich dabei, entgegen ihrer ursprünglichen Anlage, an neue Erfordernisse an, um sich für neue Chancen zu öffnen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Eine neue Jean-Paul-Werkausgabe. In: Geschichte der Germanistik 31/32 (2007), S.111-116. ISBN: 978-3-8353-0176-4
    Hunfeld, Barbara
  • "Jean Paul: Werke". Zu Geschichte und Konzept einer neuen historisch-kritischen Ausgabe. In: editio 22 (2008), S.157-173. ISBN: 978-3-484-60497-1
    Hunfeld, Barbara
  • 'Beigeleimte' Vorgeburten. Über eine Publikationsstrategie Jean Pauls. In: Autoren und Redaktoren als Editoren. Hrsg. von Jochen Golz und Manfred A. Koltes. Tübingen 2008, S.226-239 (= Beihefte zu editio, Bd. 29)
    Sick, Birgit
  • Die Autographen sind schuld. Jean Pauls (un)absichtliche Errata. In: Autoren und Redaktoren als Editoren. Hrsg. von Jochen Golz und Manfred A. Koltes. Tübingen 2008. S.204-214 (= Beihefte zu editio, Bd. 29)
    Hunfeld, Barbara
  • DIE NEUE HISTORISCH-KRITISCHE AUSGABE VON WERKEN JEAN PAULS. Jahrbuch der Jean-Paul-Gesellschaft.
    Pfotenhauer, Helmut & Hunfeld, Barbara (Eds.)
  • Unveröffentlichtes von Jean Paul. Die Vorarbeiten zum "Leben Fibels". In: Bayerische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Sitzungsberichte. Jahrgang 2008, Heft 3, S. 3–41
    Pfotenhauer, Helmut
  • Hesperus oder 45 Hundsposttage.
    Hunfeld, Barbara & Pfotenhauer, Helmut (Hrsg.)
  • Jean Paul: Hesperus. Vorgestellt von Barbara Hunfeld. Gesprochen von Hans-Jürgen Schatz. 2 CDs und Booklet. In: Der Literatur(ver)führer (Sonderband). Hrsg. von Gerhard K. Englert. Berlin 2009. ISBN: 978-3-9361-9614-6
    Hunfeld, Barbara
  • Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Preußischen Akademie der Wissenschaften begründet und hrsg. von Eduard Berend. Zweite Abteilung: Nachlaß. Ab Band 9 auf Veranlassung der Deutschen Schillergesellschaft Marbach am Neckar hrsg. von Helmut Pfotenhauer. Bd.10, Teil 1: Satiren und Ironien. Bände 14 bis 18 (1789 – ca. 1794). Text mit Apparat und Incipitregister. Weimar 2010. ISBN: 978-3-7400-0829-1
    Ott, Ulrich & Pfotenhauer, Helmut (Hrsg.)
  • Um der Sache willen. Eduard Berend und die Jean-Paul-Ausgabe. In: Neugermanistische Editoren im Wissenschaftskontext. Biografische, institutionelle, intellektuelle Rahmen in der Geschichte wissenschaftlicher Ausgaben neuerer deutschsprachiger Autoren. Hrsg. von Roland Kamzelak. Berlin u.a. 2011. S.181–189
    Hunfeld, Barbara
  • Die erzählte Liste. Aufzählen und Erzählen bei Jean Paul. In: JJPG 47 (2012), S.4–30. ISBN: 978-3-8260-4868-5
    Hunfeld, Barbara
  • Jean Paul: Registerbände. Würzburg 2012 (= Jean Paul im Netz, Bd. 1)
    Christian Müller-Clausnitzer
  • Die Entdeckung eines Autors. Jean Pauls Erfolg. In: Das Wort und die Freiheit. Jean Paul Bildbiographie. Hrsg. von Bernhard Echte und Petra Kabus. Wädenswil 2013. S.134–139. ISBN: 978-3-907142-83-7
    Hunfeld, Barbara
  • Jean Paul. Das Leben als Schreiben. Biographie. München 2013. ISBN: 978-3-446-24002-5
    Pfotenhauer, Helmut
  • Jean Pauls "Rede eines Ministers am Galgen über die Nüzlichkeit des Hangens". Mit einer Farbradierung von Stefan Klenner-Otto. Bayreuth 2013 (= Einblattdruck Nr. 135 der Bear Press Wolfram Benda)
    Sick, Birgit
  • Leben des Quintus Fixlein, aus funfzehn Zettelkästen gezogen.
    Hunfeld, Barbara & Pfotenhauer, Helmut (Hrsg.)
  • Vorschule der Ästhetik.
    Hunfeld, Barbara & Pfotenhauer, Helmut (Hrsg.)
  • "His trails do not fade." Jean Pauls Schreibwerkstatt als Hypertext. In: JJPG 50 (2015), S.57-94. ISBN: 978-3-8260-5728-1
    Sick, Birgit
  • Leben Fibels, des Verfassers der Bienrodischen Fibel, 1.
    Hunfeld, Barbara & Pfotenhauer, Helmut (Hrsg.)
  • Zwischen Schreibtisch und Verleger. Ein Szenenentwurf aus den handschriftlichen Vorarbeiten zu Jean Pauls "Titan". In: JJPG 51 (2016), S. 141-158. ISBN: 978-3-8260-5972-8
    Bambeck, Florian
  • Jean Pauls "Kleine Bücherschau" – die Vorrede. Edition und Gegenüberstellung der Vorarbeiten mit dem Druck. In: JJPG 52 (2017), S. 143-162. ISBN: 978-3-8260-6262-9
    Bambeck, Florian
  • Schreibhand – Handschrift. Jean Paul als Virtuose der Schrift. In: Parole # 3: The Hand Writing / Handschrift. Hrsg. von Anette le Fort. Köln 2017, S. 16–28. ISBN: 978-3-89770-529-6
    Pfotenhauer, Helmut
  • Jean Pauls "Genieheft". Edition aus den handschriftlichen Vorarbeiten zum "Titan". In: JJPG 53 (2018), S. 137-181. ISBN: 978-3-8260-6548-4
    Bambeck, Florian
  • Leben Fibels, des Verfassers der Bienrodischen Fibel, 2. De Gruyter.
    Hunfeld, Barbara & Pfotenhauer, Helmut (Hrsg.)
  • Leben des Quintus Fixlein, aus funfzehn Zettelkästen gezogen. De Gruyter.
    Hunfeld, Barbara & Pfotenhauer, Helmut (Hrsg.)
  • Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Preußischen Akademie der Wissenschaften begründet und hrsg. von Eduard Berend. Zweite Abteilung: Nachlaß. Ab Band 9 auf Veranlassung der Deutschen Schillergesellschaft Marbach am Neckar hrsg. von Helmut Pfotenhauer. Bd. 9, Teil 2: Bausteine – Erfindungen. Das grüne Buch – Thorheiten. Text mit Apparat. Hrsg. von Petra Zaus unter Berücksichtigung der Vorarbeiten von Thomas Wirtz und Eduard Berend. Weimar 2012. ISBN: 978-3-7400-1232-4
    Jean Paul & Birgit Sick (Hrsg.)
  • Aus der Textwerkstatt zur "Vorschule der Aesthetik". Untersuchung und Vorschlag für eine neue Anordnung der Blätter im Vorarbeitenkonvolut XVIII/5. In: JJPG 56/57 (2021/2022), S. 91-118. ISBN: 978-3-8260-9066-0
    Bambeck, Florian
  • Romanportionen. Jean Pauls Schreiben im Spiegel seiner nachgelassenen Flegeljahre-Registerbände. In: JJPG 56/57 (2021/2022), S. 119-152. ISBN: 978-3-8260-9066-0
    Sick, Birgit & Bambeck, Florian
  • Lebenserschreiber. Radikale Autorschaft seit dem 18. Jahrhundert. Essays. Würzburg 2023. ISBN: 978-3-8260-7818-7
    Pfotenhauer, Helmut
  • Lieber nichts schreiben als nicht schreiben. Das Netz und die Lese bei Goethe, Jean Paul und der digitalen Jean-Paul-Edition. Signaturen der Vielfalt, 41-52.
    Hunfeld, Barbara
  • Vorschule der Aesthetik.
    Hunfeld, Barbara & Pfotenhauer, Helmut (Hrsg.)
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung