Synchronische und diachronische Analyse der Syntax italienischer und portugiesischer Relativsätze
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Hauptziel unseres Projektes war eine vergleichende synchronische Beschreibung und syntaktische Analyse von restriktiven und appositiven Relativsätzen in den italienischen Varietäten und im Portugiesischen. Die Ergebnisse der Projektarbeit beziehen sich auf die folgenden Hauptaspekte: I. Appositive und restriktive Relativsätze unterschieden sich in Hinblick auf ihr Vorkommen in den Korpora. Erstens kommen sowohl im Portugiesischen als auch im Italienischen restriktive Relativsätze weitaus häufiger vor bzw. werden als solche übersetzt als appositive Relativsätze. Dabei erweisen sich appositive Relativsätze im Gegensatz zu restriktiven Relativsätzen gleichzeitig als heterogene Klasse. Zweitens kommen nur appositive Relativsätze mit Demonstrativa vor und sie weisen im Gegensatz zu restriktiven Relativsätzen zuerst Dopplung auf. Wir gehen davon aus, dass das gleichzeitige Vorkommen von Demonstrativum und Relativsatzeinleiter den Beginn eines neuen Grammatikalisierungszyklusses markiert, der in appositiven Relativsätzen seinen Ausgangspunkt nimmt. Resumptive Klitika gehen mit Spezifizitätseffekten einher und breiten sich entlang einer Accessibility Hierarchy (Keenan & Comrie 1977) aus. Auch hier markieren die appositiven Relativsätze den Anfang des Prozesses. II. Unsere Korpusuntersuchungen bestätigen die bekannten Subjekt-Objekt-Asymmetrien, sowohl in Hinblick auf die Funktion des Relativierers bzw. die Art der Extraktion, als auch in Hinblick auf die Diskursfunktion des Antezedens: Einerseits lässt sich Subjektextraktion bedeutend öfter attestieren als Objektextraktion; andererseits zeigt das Antezedens Tendenzen, als neue Information in Form eines Objekts bzw. einer existenziellen/präsentationellen Nominalphrase eingeführt zu werden. Damit stellen Relativsätze eine diskursive Strategie dar, ein informationsstrukturell als Fokus eingeführtes Element in ein angemessenes Topik zu verwandeln. Gleichzeitig kann die Präferenz der Subjektrelativsätze auch damit erklärt werden, dass es eine für Subjektkongruenz ausgewiesene Position innerhalb der CP gibt. III. Die Untersuchung der Relativsatzeinleiter hat gezeigt, dass die traditionelle Dichotomie von Relativpronomen und Komplementierer für italienische und portugiesische Relativsätze mit che/que nicht aufrechterhalten werden kann. Che bzw. que weisen typische Charakteristika von beiden Elementtypen auf, so bspw. die Kombinierbarkeit mit Präpositionen im Portugiesischen oder die Spezifizierung von Belebtheit und Kasus in italienischen Varietäten. Wir haben diese Elemente deshalb syntaktisch als Determinanten analysiert, die sprachspezifisch unterschiedliche Eigenschaften aufweisen können. IV. Insgesamt lassen sich sechs Strategien der Relativsatzbildung in den untersuchten Sprachen und ihren Varietäten nachweisen. Wir schlagen vor, diese in einen Grammatikalisierungszyklus einzuordnen, sodass die Variation als unterschiedliche Stufen der Grammatikalisierung des Relativsatzeinleiters erklärt werden kann. Aus der zentralen Annahme eines Grammatikalisierungszyklusses ergeben sich unmittelbar weitere Fragen, die in einer diachronischen Untersuchung beantwortet werden müssen. Damit werden wir uns im Projekt "Der Relativsatzzyklus: Zur Begründung der Variation in Relativsätzen des Italienischen und Portugiesischen" als Teil der Forschergruppe 1783 „Relativsätze" befassen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2014). Subject-Object asymmetries in relative clauses: An investigation into three new empirical domains. Quaderni di lavoro ASIt, 18
Sanfelici Emanuela, Caloi Irene & Cecilia Poletto
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(2014): Synchronic and diachronic clues on the internal structure of 'where' in ltalo-Romance. In: Paola Beninca et alii (Hrsg.): Diachrony and dialects: grammatical change in the dialects of Italy. Oxford University Press: 279-300
Munaro, Nicola & Cecilia Poletto
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(2015): On demonstratives in relative clauses. In: Maria Grazia Busa et alii (Hrsg.): Miscellanea in onore di Alberto Mioni. CLEUP Padua
Poletto, Cecilia & Emanuela Sanfelici
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(2015): Relative clauses in cimbrian. In: Elisa Di Domenico, Cornelia Hamann & Simona Matteini (Hrsg.). Structures, strategies and beyond. Linguistik Aktuell Series, John Benjamins, 393-426
Grewendorf, Günther & Cecilia Poletto