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Alltagsverkehr und Fernreisen - Übergreifende Analysen der sozialen und räumlichen Bestimmungsgrößen des Personenverkehrs

Fachliche Zuordnung Städtebau/Stadtentwicklung, Raumplanung, Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Landschaftsplanung
Förderung Förderung von 2012 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 218803776
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das DFG-Projekt „Alltagsverkehr und Fernreisen – Übergreifende Analysen der sozialen und räumlichen Bestimmungsgrößen des Personenverkehrs“ hat erstmals parallel die Distanzen, die Verkehrsmittelnutzung und die klimarelevanten Emissionen im Alltagsverkehr und bei Fernreisen untersucht. Dabei zeigt sich: Im Alltags- und Fernverkehr sind Personen mit hohem Haushaltseinkommen und hoher Bildung gleichermaßen häufiger und weiter unterwegs sind. Entsprechend sind Personen mit hohem Einkommen und hoher Bildung für besonders hohe klimarelevante Emissionen verantwortlich. Im Alltagsverkehr sind Frauen nach wie vor nicht so weit und seltener mit dem Pkw unterwegs als Männer. Dies gilt unter Berücksichtigung der Erwerbstätigkeit aber nur noch in den älteren Kohorten. Im Fernverkehr beschränken sich die Unterschiede allein auf dienstliche Fernreisen, die (auch bei vollzeiterwerbstätigen) Frauen eine geringere Rolle spielen als bei Männern. Menschen aus kleineren Gemeinden legen im Alltag längere Wege zurück, nutzen häufiger den Pkw und erzeugen damit mehr klimarelevante Emissionen. Personen aus Großstädten sind dagegen im Fernverkehr häufiger und weiter unterwegs. Dabei nutzen sie im Fernverkehr den Pkw etwa in gleichem Maße wie die Bevölkerung kleinerer Gemeinden. Sie fahren zusätzlich häufiger mit der Bahn und unternehmen insbesondere mehr Flugreisen. Damit erzeugt die Bevölkerung der Großstädte mehr Treibhausgasemissionen im Fernverkehr und kaum weniger klimarelevante Emissionen in der Summe aus Alltags- und Fernverkehr. Unter Berücksichtigung der höheren Klimawirksamkeit des Flugverkehrs ist ihr Verhalten in der Summe sogar umweltbelastender. Personen aus Großstädten, die im Alltag multimodal unterwegs sind, sind gleichzeitig überdurchschnittlich häufig und weit unterwegs. Sie erzeugen dabei im Alltag zwar weniger klimarelevante Emissionen als monomodale Autonutzer(innen), kompensieren oder überkompensieren dies jedoch durch ihre häufigeren und weiteren Fernreisen, insbesondere ihre Flugreisen. Multimodalität ist damit eher eine Bewältigungsstrategie für ein Leben unter Zeitdruck bei insgesamt besonders hohem Verkehrsaufwand und wohl kaum Ausdruck eines umweltverträglicheren Verhaltens. Das Projekt zeigt gleichzeitig die hohe Bedeutung des Fernverkehrs für die Klimadiskussion in zweierlei Richtung. Nach der Befragung Mobilität in Deutschland 2008 liegt die Klimawirksamkeit des Fernverkehrs (je nach Abschätzungsverfahren für den Flugverkehr) nur wenig unter der Klimawirksamkeit des Alltagsverkehrs, unter Umständen sogar bereits darüber. In Zeitreihen weist der Fernverkehr aber deutlich höhere Steigerungsraten auf. Außerdem ist das Verhalten der Großstädter und multimodaler Bevölkerungsgruppen nur im Alltagsverkehr umweltverträglicher. Im Fernverkehr zeigt sich das Gegenteil. Die Hoffnungen, dass das Verkehrsverhalten der jüngeren Generation mit weniger Autoverkehr der Beginn einer klimaverträglicheren Verkehrswende sei, sind bei gemeinsamer Betrachtung des Alltags- und Fernverkehrs hinfällig. Vielmehr ist ein weiterer Anstieg der klimarelevanten Verkehrsemissionen zu erwarten, da der Fernverkehr in diesen Gruppen eine besonders hohe Bedeutung hat. Für die Forschung und Politik unterstreicht dies die Bedeutung des Fernverkehrs für den Klimaschutz im Verkehr.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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