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Der Rhein als europäische Verkehrsachse. Märkte, Rohstoff- und Warentransporte im Kontext rheinischer Flusshäfen des 1. Jahrtausends n. Chr.

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2012 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 219510292
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Unser Forschungsvorhaben trug den Titel "Der Rhein als europäische Verkehrsachse – Märkte, Rohstoff- und Warentransporte im Kontext rheinischer Flusshäfen des 1. Jahrtausends n. Chr." und wurde als Verbundprojekt der Institutionen Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn/Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie (Hauptantragstellung und Projektleitung), LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, LVR-LandesMuseum Bonn, LVR-RömerMuseum und Archäologischer Park Xanten, Römisch-Germanisches Museum Köln, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und Museum Burg Linn Krefeld organisiert. Es nahm einen etwa 250 km langen Flussabschnitt vom Mittelrhein bei Andernach bis an den Niederrhein an der deutsch-niederländischen Grenze in den Blick und untergliederte sich in mehrere Teilprojekte mit Schwerpunkten auf einzelnen Hafenorten (Andernach, Königswinter und Bonn, Köln, Xanten und weiteren „Hafenanlagen“ im Rheinland) sowie spezifischen Fundgruppen beziehungsweise Transportgütern (Amphoren, Trachyt, Glas, Blei). Für die Rekonstruktion des Naturraums beziehungsweise der römerzeitlichen Flusslandschaft wurden Wissenschaftler aus der Geoarchäologie und Geophysik einbezogen. Gemeinsam mit den Archäologen entwickelten sie Fragestellungen zu Standortfaktoren, Anlandebedingungen, notwendigen Hafeninstallationen, archäologisch sichtbaren Erosionsereignissen und zur langfristigen Geomorphologie im Siedlungsumfeld, die sich wesentlich von früheren Forschungsansätzen und -vorstellungen lösten. Für das Verständnis dieser Prozesse waren die Forschungen des Geographischen Instituts der Universität Bonn zur Rekonstruktion der antiken Pegelstände von grundlegender Bedeutung. Denn erst mit dem Wissen, dass der rezente Mittelwasserstand mancherorts mehrere Meter von dem antiken Mittelwasserstand abweichen kann und sich die Durchflussraten in den jeweiligen Epochen erheblich voneinander unterscheiden, lassen sich die aus Grabungen oder Rammkernsondagen gewonnenen Stratigraphien mit einer römerzeitlichen Ufersituation synchronisieren. Zur Rekonstruktion antiker Strömungsverhältnisse in verlandeten Bereichen des Altrheins bedarf es einer extrem hohen Datendichte, wie sie für den Hafenbereich der Colonia Ulpia Traiana vorliegt und für Strömungsberechnungen des Franzius Instituts in Hannover (Lojek u.a.) genutzt wurde. Reste von Uferbefestigungen wurden in Krefeld-Gellep/Gelduba, Asciburgium und Burginatium angetroffen. Die verhältnismäßig häufige Überlieferung ist eine immanente Folgeerscheinung dieser robusten Anlagen, die das Flussbett in Abschnitten mit erhöht wirkender Erosionskraft stabilisierten. Uferschutzanlagen haben somit keinen geringeren Quellenwert als "klassische" Hafenbefunde, sondern sind funktional als gleichrangig einzustufen. Sie zeigen uns, dass bereits die gesamte Uferlinie von den Römern artifiziell gestaltet und wahrscheinlich sogar die natürliche Mäandrierung unterbunden wurde, um kalkulierbare Anlandebedingungen zu schaffen. In zwei Ausstellungen konnten im Projekt gewonnene Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn zeigte vom 09.09.2016 bis 22.01.2017 "Der Rhein – Eine europäische Flussbiografie" und das RömerMuseum Xanten thematisierte vom 27.07. bis 25.11.2018 "Warenwege – Warenflüsse. Handel, Logistik und Transport am römischen Niederrhein".

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Der frühmittelalterliche Hafen Kölns. Produktionsstätte und Exporthafen für Gläser. Ein Überblick. ln: J. Bemmann/M. Mirschenz (Hrsg.), Der Rhein als europäische VerkehrsachseII. Bonner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie 19 (Bonn 2016) 351-363
    M. Dodt
  • Der frühmittelalterliche Hafen Kölns: Produktionsstätte und Exporthafen für Gläser. In: M. Seifert/L. Ziemer (Hrsg.), „North meets East 3“. Aktuelle Forschungen zu antiken Häfen. Gateways - Hamburger Beiträge zur Archäologie und Kulturgeschichte des antiken Mittelmeerraumes 6 (Aachen 2016) 121-145
    M. Dodt
  • Analyse zur Ermittlung des Herstellungsorte der Glasschale aus Berlin-Britz (MVG Berlin, Kat.-Nr. If 16420). Acta Praehistorica et Archaeologica 50, 2018, 314-315
    M. Dodt/A. Kronz/K. Simon
  • Glasfragmente aus den Töpfereibefunden von Mayen in der Eifel. Ein Beitrag zur engen Vernetzung der Wiitschaftsstandorte Mayen und Köln im 5. und 6. Jahrhundert. Kölner Jahrb. 51, 2018, 437-456
    M. Dodt/L. Grunwald/A. Kronz/K. Simon
  • Der Kölner Hafen im Frühen Mittelalter. ln: J. Bemmann/R. Gerlach/M. Mirschenz (Hrsg.), Der Rhein als europäische Verkehrsachse III. Bonner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie. Bd. 2. Bonn : Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie, Rhein
    M. Dodt
  • Der Kölner Hafen in der Römerzeit. In: J. Bemmann/R. Gerlach/M. Mirschenz (Hrsg.), Der Rhein als europäische Verkehrsachse III. Bonner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie. Bd. 2. Bonn : Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie, Rheinische
    M. Dodt/A. Schäfer
  • Der Rhein als europäische Verkehrsachse, Teil 3. Bonner Beiträge zur vor- und frühgeschichtlichen Archäologie, Band 22. 2019, 466 S., ISBN 3-936490-22-0
    Manuela Mirschenz, Renate Gerlach und Jan Bemmann
  • Frühmittelalterliche Glaswerkstätten am Kölner Hafen. Archäologie im Rheinland, Darmstadt, 2019, Seite 157-160
    M. Dodt
  • Glaswerkstätten am frühmittelalterlichen Hafen Kölns. In: . ln: J. Bemmann/R. Gerlach/M. Mirschenz (Hrsg.), Der Rhein als europäische Verkehrsachse III. Bonner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie. Bd. 2. Bonn : Vor- und Frühgeschichtlich
    M. Dodt/A. Kronz/K. Simon
 
 

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