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Wollen und Lassen. F.W.J. Schellings Philosophie vor dem Hintergrund ihrer Rezeption durch M. Heidegger

Antragstellerin Professorin Dr. Lore Hühn
Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 219563236
 
Das hier beantragte Projekt hat zum Ziel, das bislang noch nicht umfassend erforschte Verhältnis zwischen zwei zentralen und wirkmächtigen Gestalten der Philosophie der letzten 200 Jahre, F.W.J. Schelling und M. Heidegger, einer Neuevaluation zu unterziehen und unter dem thematischen Gesichtspunkt von ‚Wollen und Lassen‘ in systematischer wie historischer Perspektive aufzuarbeiten. Die Nähe beider Denker wird offenkundig in einer ganzen Reihe von parallelen Grundfiguren: der kritischen Analyse der Gegenwart und der Technik als Herrschaft der chronischen Zeit; dem Umschlag von Rationalität in Mythologie nach Maßgabe einer Dialektik der Aufklärung; der Negativität des ersten und die Notwendigkeit eines zweiten Anfangs; der Ekstase und Kehre als Figuren des Umbruchs und Neuanfangs.Im Einzelnen verfolgt das Projekt zwei aufeinander aufbauende konkrete Ziele: Erstens soll auf Basis bislang unbekannter, zum Teil durch die Antragstellerin erst zugänglich gemachter Materialien die explizite Rezeption Schellings durch Heidegger neu und erstmals in ihrer Gesamtheit erarbeitet werden. Von dieser Untersuchung sind gerade unter dem thematischen Fokus von ‚Wollen und Lassen‘ neue und wesentliche Ergebnisse zu erwarten: Während Heidegger in seinen bislang bekannten Vorlesungen Schelling letztlich ganz der Willens- und Subjektzentriertheit der Neuzeit zuschlägt, zeigt sich in den neu edierten Materialien die Gegentendenz, auch Schellings Reflexionen über das ‚Lassen‘ (als systematischen Gegenbegriff zum ‚Wollen‘) zur Kenntnis zu nehmen. Von dieser bislang verdeckten ‚Schicht‘ in Heideggers Schelling-Lektüre gewissermaßen instruiert, soll das Projekt zweitens den Blick auf Schelling selbst zurücklenken und die Dimension von Willenskritik und Gelassenheit systematisch in seinem Denken herausarbeiten. Es ist die leitende These des Projekts, dass Heidegger dasjenige, was er kritisch gegen Schelling einwendet, aus diesem selbst hätte entnehmen können: Von der Freiheitsschrift über die Weltalter und die Erlanger Vorlesungen bis hinein in die Spätphilosophie lässt sich bereits bei Schelling, ausgehend von seiner Auseinandersetzung mit der Subjektphilosophie Fichtes, eine Kritik der Willenszentriertheit der Moderne und ein Gegenentwurf in Form eines ‚Denken des Lassens‘ nachweisen, welches in zentralen Hinsichten vorwegnimmt, was Heidegger erst in eigener Sache meint entwickelt zu haben. Das Projekt liest also gewissermaßen Schelling ‚von Heidegger her‘, ohne aber dessen Interpretationsperspektive einfach vorauszusetzen und ihr ungebrochen zu folgen; vielmehr gilt es, die bisher so noch nicht gesehenen Potenziale Schellings als eines ‚Denkers der Gelassenheit‘ gerade gegen die Haupttendenz von Heideggers Interpretation zu mobilisieren.Der Aktualitätsbezug des Projekts liegt in seinem systematischen Zugriff unter der Perspektive von ‚Wollen und Lassen‘; darin schließt es an gegenwärtige Diskussionen in der Ethik (bes. Medizin- und Naturethik) um die Begriffe von ‚Gelassenheit‘ und ‚Unverfügbarkeit‘ an. Zum Kontext dieser aktuellen Debatten eine philosophische Grundlagenreflexion in der Auseinandersetzung mit klassischen Autoren der Tradition zu leisten ist ein wesentliches Anliegen des Projekts.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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