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Der Einfluss von Migrationserfahrung auf die Gesundheit in Lebenslaufperspektive

Antragstellerin Dr. Monique Stenzel
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 219733205
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Hinsichtlich des Wirkungsmechanismus von Migrationserfahrung auf die Gesundheit und mögliche gesundheitliche Unterschiede zwischen Migranten und Nicht-Migranten gibt es noch beachtliche Forschungslücken. Obwohl in der BRD ca. 12% der Bevölkerung eine eigene Migrationserfahrung hat, ist über die gesundheitliche Situation und deren Einflussfaktoren dieser beachtlichen Anzahl an Menschen noch immer wenig bekannt ist. Die Forschungsdefizite beruhen hauptsächlich auf fehlenden biographischen Daten in den Bereichen Gesundheit, Gesundheitsversorgung und sozioökonomischer Status, durch die bisher eine differenzierte Analyse. Das Forschungsprojekt hat auf diese Forschungslücke reagiert und anhand der deutschen Daten der SHARE- und SHARELIFE-Studie, die erstmals zahlreiche gesundheits- und erwerbsbiographische Angaben enthält, dazu beigetragen, den Wirkungsmechanismus von Migration und Gesundheit erstmals in einer Lebenslaufperspektive zu untersuchen. „Gesundheit“ wurde zunächst anhand des Konzepts des „successful aging“ nach Rowe und Kahn (1997, 2015) operationalisiert. Erstmals wurden Migranten und Nicht-Migranten differenziert betrachtet. Somit wurden (1) Nicht-Migranten ohne Auslandserfahrung, (2) in der BRD-Geborene, die zwar in Deutschland wohnten, aber selbst mindestens sechs Monate im Ausland gelebt hatten, (3) Migranten, die außerhalb der heutigen Grenzen der BRD geboren wurden und selbst in die BRD eingewandert sind, und (4) Rückkehrer, d.h. die Personen, die nach einem Aufenthalt in der BRD von mind. sechs Monaten wieder in ihr Heimatland zurückgekehrt sind, unterschieden. Nur die Rückkehrer altern unter Kontrolle des Alters, des Geschlechts, der Bildung, des Gesundheitsverhaltens und der Kindheitsbedingungen (sozioökonomischer Status in der Kindheit, mathematische und sprachliche Kognition, subjektiver Gesundheitszustand im Alter von 10 Jahren) weniger häufig erfolgreich im Vergleich zu Personen ohne eigene Migrationserfahrung. Wird „Gesundheit“ anhand des subjektiven Gesundheitszustands gemessen, ergibt sich bei Verwendung der gleichen Kontrollvariablen ein kontroverses Bild: Rückkehrer schätzen ihren Gesundheitszustand besser ein im Vergleich zu Personen ohne eigene Migrationserfahrung. Dieses Ergebnis hängt vermutlich mit der Subjektivität der vorliegenden Messung der Gesundheit zusammen, da den verschiedenen Migrationstypen unterschiedliche Vergleichsgruppen hinsichtlich des Gesundheitsstatus zu Grunde liegen. Zwischen Migranten, die noch in der BRD lebten, und Personen ohne Migrationserfahrung, konnten keine Unterschiede weder hinsichtlich des „successful aging“ noch in Bezug auf den subjektiven Gesundheitszustand festgestellt werden. Des Weiteren sollte die Frage geklärt werden, ob unter Kontrolle soziodemographischer Variablen, ökonomischen Ressourcen und den nach körperlichen Tätigkeiten differenzierten Berufsstatus Effekte der Migrationserfahrung auf die Wahrscheinlichkeit, erfolgreich zu altern, auszumachen sind. Jedoch waren hinsichtlich der Aufenthaltsdauer in der BRD, die kumulative Effekte auf die Gesundheit, z.B. andere Risikofaktoren, aber auch eine verbesserte Gesundheitsversorgung, widerspiegeln kann, keinerlei Unterschiede vorhanden. Auch der Level der Integration, operationalisiert durch die deutsche Staatsangehörigkeit, stellte sich als keine signifikante Determinante des erfolgreichen Alterns heraus. Dass sich anhand der SHARE-Daten keinerlei Unterschiede auf die Gesundheit im höheren Erwachsenenalter, operationalisiert anhand des Konzepts des „successful aging“, hinsichtlich des Migrationsstatus finden ließen, hängt vermutlich auch damit zusammen, dass die Interviews in deutscher Sprache durchgeführt wurden. Dies hatte zur Folge, dass nur diejenigen an der Befragung teilnehmen konnten, die die deutsche Sprache sicher beherrschten, was tendenziell eher nach längerer Aufenthaltsdauer und bei (Spät-) Aussiedlern aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten der Fall sein könnte. Dies würde auch erklären, warum nur relativ wenige Personen aus den früheren Gastarbeiterländern in den Daten zu finden sind, bzw. warum einige Menschen mit Migrationserfahrung durch Item-Nonresponse von den Analysen ausgeschlossen werden mussten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2016: Migration und Gesundheit. Erklärungsansätze und bisherige Forschungsergebnisse. In: Johannes Stauder, Ingmar Rapp und Jan Eckhard (Hg.): Soziale Bedingungen privater Lebensführung. Wiesbaden: Springer VS. S. 283-303
    Stenzel, Monique
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-658-10986-8_12)
 
 

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