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Erstmalige kritische Edition des Kitab at-Talkhis von Marwan ibn Ganah nebst englischer Übersetzung, Kommentar und Analyse des iberoromanischen Wortschatzes
Antragsteller
Professor Dr. Gerrit Bos; Professor Dr. Guido Mensching
Fachliche Zuordnung
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung
Förderung von 2012 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 220599940
Der bedeutende jüdische Gelehrte und hebräische Philologe Abu l-Walid Marwan ibn Ganah (Rabbi Jonah) verfasste zu Anfang des 5./11. Jahrhunderts ein mit Kitab at-Talkhis überschriebenes Glossar zu den arabischen und fremdsprachigen Namen der einfachen Heilmittel. Das Werk galt bis vor kurzem als verschollen. Selbst die Entdeckung einer Handschrift des Originals durch Sezgin (GAS 7: 390 et pass.) wurde von den meisten Fachleuten ignoriert. Seine Bedeutung für die spätere synonymenkundliche Literatur der Araber war aber spätestens seit den Forschungen Meyerhofs annäherungsweise bekannt. Nunmehr ist nachweisbar, dass die meisten späteren Zusammenstellungen von Heilmittelsynonymen der Araber direkt oder indirekt vom Talkhis abhängig sind. Einige der auf Ibn Ganah aufbauenden Werke wurden auch ins Lateinische und Hebräische übertragen, weshalb der Talkhis auch außerhalb der Arabistik von Interesse ist. Namentlich sei hier auf die hebräische Übersetzung von az-Zahrawis Tasrif durch Shem Tov Ben Isaak von Tortosa hingewiesen, wobei die dort enthaltene Synonymenliste unlängst von den Antragstellern ediert wurde. Nach gegenwärtigem Stand ist auch davon auszugehen, dass zahlreiche der altiberoromanischen Pflanzennamen, die uns in der arabischen Literatur begegnen, erstmals von Ibn Ganah schriftlich aufgezeichnet wurden. Kulturhistorisch bedeutsam ist der Talkhis auch deshalb, weil anhand dieses Buches deutlich wird, wie sehr die Juden von al-Andalus in der arabischen Kultur verwurzelt waren. Hauptziel des Projektes ist es, dieses Fundamentalwerk, das in Manuskript Istanbul, Ayasofya 3603 vorliegt, durch eine Edition einer breiteren wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Diesen Zweck verfolgt auch die geplante Übersetzung des Buches ins Englische. Dieser wird sich ein ausführlicher Kommentar anschließen, der zum einen Quellen und Rezeption des Talkhis herausarbeiten soll. Zum anderen verfolgt er das Ziel, die erwähnten Heilmittelnamen (darunter auch iberoromanische) zu identifizieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Spanien
Kooperationspartner
Professor Juan Carlos Villaverde Amieva