Detailseite
Projekt Druckansicht

Einsicht: Neurowissenschaftliche Untersuchungen des Einflusses von Wissen auf Wahrnehmung und Bewusstsein

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2012 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 221029803
 
Einige klassische, aber auch hochaktuelle Modelle beschreiben den Prozess der Wahrneh-mung als enkapsuliert in dem Sinne, dass dieser nicht durch kognitive Faktoren wie Erwar-tungen oder Vorwissen beeinflusst werden kann. Andererseits häufen sich die Hinweise da-rauf, dass sogar rein verbalvermitteltes, abstraktes Wissen einen Einfluss auf perzeptuelle Leistungen haben kann, wie es auch die erste Projektphase gezeigt werden konnte: die Wahrnehmung von Gesichtern und Objekten wird durch Wissen verändert, was erhebliche Konsequenzen für unser Erleben und Verhalten, aber auch für die Beurteilung unserer Um-welt und unsere sozialen Interaktionen haben kann. Über die genauen Mechanismen der Wis-senseffekte ist bislang jedoch wenig bekannt und auch hinsichtlich der Frage, ob Wissen nicht nur die Wahrnehmung, sondern bereits den Zugang eines Stimulus zum visuellen Bewusst-sein bzw. dessen Aufrechterhaltung beeinflusst, existiert vergleichsweise wenig direkte Evi-denz. Ziele der zweiten Projektphase sind deshalb zum einen eine genauere Spezifikation von Wissenseffekten in der Wahrnehmung und zum anderen eine Untersuchung der möglichen Einflüsse von Wissen auf das visuelle Bewusstsein. Teilstudie 1 untersucht mit ereigniskorre-lierten Potentialen, (1) ob bzw. wie Wissenseffekte durch visuell aus dem Gesicht ableitbare Informationen und Eindrücke über den emotionalen Zustand, die Attraktivität oder die einge-schätzte Vertrauenswürdigkeit des Gesichts moduliert werden, (2) welchen Einfluss als unsi-cher markierte Gerüchte dennoch auf die Wahrnehmung und Beurteilung von Personen ha-ben und (3) inwiefern die bislang beobachteten Effekte verbal vermittelter Informationen auf Wissen generalisiert werden können, das durch direkte Erfahrung erworben wird. Teilstudie 2 widmet sich dem visuellen Bewusstsein und untersucht unter anderem, ob (1) sozial relevan-tes Wissen über Personen, das im Langzeitgedächtnis und möglicherweise direkt in der visu-ellen Erscheinung verankert ist, den Zugang zum visuellen Bewusstsein beeinflusst, (2) ob visuell-semanische Expertise den Zugriff auf das visuelle Bewusstsein erleichtert und (3) wel-chen Einfluss die Kongruenz zwischen Wissen und visueller Erscheinung auf die bewusste Verarbeitung von Gesichtern und Objekten hat. Insgesamt sollten die geplanten Experimente dazu beitragen, die Grundlagen und Grenzen der Einflüsse von Wissen auf Wahrnehmung und Bewusstsein besser zu verstehen und die theoretische Debatte in beiden Bereichen zu befördern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung