Entfesselung der Konkurrenz? Die "Politik der Entstaatlichung" in der Bundesrepublik Deutschland von den 1950er bis zu den 1980er Jahren
Final Report Abstract
Das Projekt untersucht erstmals für die Bundesrepublik den Wandel der wirtschaftlichen Aufgabenbereiche des Staates in einer thematisch umfassenden und zeitlich langen Perspektive. Sein Ausgangspunkt ist die wirkmächtige Gegenwartsdiagnose einer grundlegenden Transformation des kapitalistischen Wirtschaftsmodells, die sich - so die Beobachtung - seit den 1970er Jahren vollzieht und mit einem ebenso tiefgreifenden Prozess des Wandels staatlicher Zuständigkeitsbereiche, Funktionsweisen und Legitimationsstrategien einhergeht. Das Projekt will diese Entwicklungen in ihrem historischen „Gewordensein“ analysieren und so die Vorgeschichte der gegenwärtig häufig unterstellten „Staatsvergessenheit“ erforschen sowie den historischen Bedingungen von Entstaatlichungsprozessen nachgehen. Seine Analyse zielt nicht auf sämtliche Bereiche öffentlicher Tätigkeit und Leistungserbringung, sondern auf die ökonomischen Handlungsfelder des Staates mit den beiden Kernaufgaben der Bereitstellung und Regulierung. Grundlegend für die Untersuchung sind drei Überlegungen: Erstens geht es darum, den Wandel der wirtschaftlichen Staatstätigkeiten auf der Basis einer differenzierten Begrifflichkeit möglichst umfassend in den Blick zu nehmen und die beiden Kernaufgaben der Bereitstellung und Regulierung gleichermaßen zu berücksichtigen. Das geschieht zweitens in einer zeitlich langen Perspektive, um Wandlungen der wirtschaftlichen Staatsfunktionen in ihren bruchhaften und diskontinuierlichen Verlaufsformen zu verfolgen. Drittens werden Entstaatlichungs- und Verstaatlichungsmaßnahmen nicht auf ihre ökonomische oder fiskalische Dimension hin untersucht, sondern konsequent als politische Projekte historisiert. Die Analyse richtet sich mithin auf den Wandel legitimer Definitionen sowie Begründungs- und Legitimationsweisen wirtschaftlicher Staatsaufgaben.