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Deutlichkeit. Kunst der Kunstlosigkeit in Rhetorik, Poetik und Ästhetik des 18./19. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2012 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 222163196
 
Mit der systematischen Grundlegung einer Ästhetik der Deutlichkeit am Leitfaden der einschlägigen Diskussionen von der antiken Rhetorik (Aristoteles, Cicero, Quintilian), über Logik, Rhetorik und Poetik der Frühaufklärung (Descartes, Leibniz, Wolff, Gottsched, Breitinger) bis zum ästhetischen Diskurs in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Baumgarten, Meier, Kant) kann ein spezifischer Zug nachromantischer Dichtung erfaßt werden, der die Literatur Georg Büchners und Adalbert Stifters - bei allem offenkundigen Abstand der politischen Gesinnung und der ästhetischen Einstellung - gleichermaßen bestimmt. Die Orientierung am aufstrebenden Modell der Naturwissenschaften bestimmt nicht nur die stilistische Norm von Deutlichkeit und Objektivität der mimetischen Darstellung. Die scheinbare Kunstlosigkeit, die bei Büchner zu einem anatomischen Schreiben nach Maßgabe der exakten Autopsie, bei Stifter zu einer obsessiven Genauigkeit der gegenständlichen Beschreibung führt, ist auch durch ein störendes Zuviel gekennzeichnet, das die ästhetischen Erwartungen der Zeitgenossen ebenso irritiert hat, wie es den Möglichkeitsspielraum einer Kunst nach dem angeblichen Ende der Kunst erweitert. Im Rahmen einer Ästhetik der Deutlichkeit wird zudem der epochale Stellenwert von Büchners und Stifters Literatur kenntlich gemacht: Angesichts der erkennbaren Verwurzelung in der Wissensordnung des 18. Jahrhunderts sind beide Autoren als Spätaufklärer zu verstehen, die in der je unterschiedlichen Auseinandersetzung mit dem rationalistischen Erbe zugleich in eine kritische Moderne weisen.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Österreich
 
 

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