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Illuminaten-Aufsätze im Kontext der deutschen Spätaufklärung. Diskussionskultur, Mitgliederführung und Öffentlichkeitswirkung des Illuminatenordens 1783-1788
Antragsteller
Professor Dr. Martin Mulsow
Fachliche Zuordnung
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2012 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 222346431
Standen als Quellen für die Geschichte des Illuminatenordens bislang vor allem Druck- und Programmschriften, Gradentwürfe und Briefe der führenden Ordensmitglieder zur Verfügung, liegt jetzt mit dem im Rahmen der bisherigen Projektarbeit erschlossenen Textkorpus eine völlig neue, der Forschung bislang so gut wie unbekannte Quellengattung vor, die den Blick auf den Orden radikal verändert. Es handelt sich dabei um rund 150 (statt wie ursprünglich erwartet 114) ungedruckte Aufsätze, die teils auf Zusammenkünften mitteldeutscher Illuminaten verlesen, teils schriftlich an die Ordensoberen gesandt wurden. Infolge der minutiösen Kontextualisierung dieser Texte in der kommunikativen Praxis des Ordens kann die Diskussionskultur der lokalen Gruppierungen wie auch die Führung der unteren Ebenen der Ordenshierarchie durch die oberen Grade erstmals detailliert rekonstruiert werden. Zugleich ergibt sich aus der thematischen Analyse der Aufsätze die Möglichkeit, den Anteil des Illuminatenordens an den Debatten der Spätaufklärung genauer als bisher zu bestimmen, insbesondere im Hinblick auf den Einfluss, den der Orden durch die gezielte Publikation von zuvor im internen Raum diskutierten Texten auf diese Debatten zu nehmen suchte. Die Quellengrundlage für das hier beantragte Vorhaben wurde im Rahmen des Antrags MU 1005/9-1 (siehe Anhang) erarbeitet, für den seinerzeit 36 Monate Laufzeit beantragt, aber nur 24 Monate bewilligt wurden. Das dort skizzierte Arbeitsprogramm wurde bis zum jetzigen Zeitpunkt vollständig erfüllt, für einen erfolgreichen Abschluss des Projektes ist aber die weitere Förderung unabdingbar, da in dieser Phase die entscheidenden Schritte der Ergebnissicherung durch die Publikation zweier Monographien und eines Tagungsbandes sowie den Ausbau des bereits etablierten Onlineportals zur zentralen Plattform der Illuminatenforschung stattfinden sollen. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass infolge der einmalig dichten, zugleich aber unübersichtlichen Überlieferung des bearbeiteten Textkorpus in den Bänden der sog. Schwedenkiste - dem Nachlass Johann Joachim Christoph Bodes und Ernsts II. von Sachsen-Gotha-Altenburg - sowohl eine breitere Textbasis verfügbar als auch durch die systematische Einbeziehung der reichhaltig überlieferten Kontextmaterialien eine tiefergehende Kontextualisierung der untersuchten Texte möglich ist als bei Stellung des Vorgängerantrags absehbar. Die gewachsene Menge des in die Analyse einzubeziehenden Materials erfordert aber natürlich zwangsläufig auch umfangreichere Auswertungen; daher wird hier nun die weitere Förderung des Projektes für 20 Monate beantragt. Dies erscheint nicht zuletzt deshalb gerechtfertigt, weil im Ergebnis der Projektarbeit nicht weniger als eine grundlegende Neubewertung des - vor allem in der Öffentlichkeit, teilweise aber auch in der historischen Forschung - nach wie vor legendenumwobenen und mit Verschwörungstheorien in Verbindung gebrachten Illuminatenordens zu erwarten steht.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen