Detailseite
Projekt Druckansicht

Das soziale und therapeutische Klima auf Stationen der Allgemeinpsychiatrie und des Maßregelvollzugs unter besonderer Berücksichtigung der objektiven und strukturellen Rahmenbedingungen

Antragsteller Dr. Norbert Schalast
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2012 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 222568365
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Auch wenn die empirische Forschung zur sozialen und therapeutischen Atmosphäre auf klinisch-psychiatrischen Stationen seit den Jahren der Psychiatriereform an Bedeutung verloren hat, kommt dem Thema in der klinisch-stationären Praxis weiterhin eine wichtige Rolle zu. Studien, die in letzter Zeit zu dieser Thematik veröffentlicht wurden, untersuchten häufig nur subjektive Korrelate des Stationsklimas, wie etwa die Zufriedenheit mit der Behandlung. Um Ansatzpunkte für eine Verbesserung des Stationsklimas aufzuzeigen, erschien es jedoch notwendig, objektive Charakteristika von Stationen zu identifizieren, die mit den Klimamerkmalen in Verbindung stehen und diese möglicherweise beeinflussen. In der vorliegenden Studie wurde das Stationsklima auf 47 Stationen der allgemeinen und 57 Stationen der forensischen Psychiatrie mit dem Essener Stationsklimabogen (Essen-CES) eingeschätzt und auf Zusammenhänge mit objektiven Bedingungen untersucht. Es zeigte sich, dass folgende objektive Bedingungen bei bestimmten Vergleichen Zusammenhänge mit einem günstigen Stationsklima aufwiesen: eine geringe Patientenzahl bzw. keine Überbelegung der Station, ein günstiger Personalschlüssel bzw. eine höhere Anzahl an Personen im ärztlich-psychologischen Dienst, eine größere Erfahrung der Mitarbeiter, ein höherer Frauenanteil unter den Beschäftigten, eine geringere Patientenfluktuation (in der Allgemeinpsychiatrie) sowie ein höherer Lockerungsgrad bzw. ein höherer Anteil an freiwilligen Patienten. Erwartungsgemäß wurden offene Stationen günstiger eingeschätzt als geschlossene. Eine weitere Fragestellung der Studie betraf die Eignung des EssenCES für das allgemeinpsychiatrische Setting, die hier erstmalig systematisch überprüft und für zufriedenstellend befunden wurde. Des Weiteren wurden eine kurze Skala zum subjektiven Erleben von Zwang und ein Fragebogen zum baulich-räumlichen Milieu entwickelt, erprobt und auf weitere Zusammenhänge analysiert. Es zeigte sich, dass diese Fragebögen für die Erfassung der betreffenden Konstrukte geeignet erscheinen. Über die beiden Skalen und die zugehörigen Befunde wird in Einzelveröffentlichungen berichtet werden. Die in dieser Zusammenfassung knapp dargestellten Zusammenhänge und die klimatischen Unterschiede zwischen Stationen und Klinikbereichen entsprechen in mancher Hinsicht dem, was Praktiker erwartet hätten. Dabei bestätigen die Ergebnisse diese Erwartungen auf einer soliden Datenbasis. In Publikationen soll versucht werden, auf der Grundlage der Ergebnisse zu einigen Fragen der -psychiatrischen Versorgung Stellung zu nehmen. Insgesamt kann die Vielfalt signifikanter und plausibler Zusammenhänge als Beleg für die Validität des Essener Stationsklimabogens angesehen werden, und zwar für den Bereich der forensischen wie auch der Allgemeinpsychiatrie.

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung