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Das soziale und therapeutische Klima auf Stationen der Allgemeinpsychiatrie und des Maßregelvollzugs unter besonderer Berücksichtigung der objektiven und strukturellen Rahmenbedingungen

Antragsteller Dr. Norbert Schalast
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2012 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 222568365
 
In den Jahren der Psychiatriereform war das soziale Milieu psychiatrischer Stationen (Stationsatmosphäre, therapeutisches Klima) ein viel beachtetes Forschungsthema. Während Vertreter der klinischen Praxis ihm auch weiterhin große Bedeutung beimessen, hatte es in der Forschung längere Zeit einen geringen Stellenwert. Der bisherige methodische „Goldstandard“ zur Einschätzung der Stationsatmosphäre, die Ward Atmosphere Scale von Rudolph Moos (Stationsbeurteilungsbogen), ist ein aufwändiges Verfahren, dessen komplexe Dimensionalität niemals bestätigt wurde. In einer Folge von Untersuchungen wurde am Institut für Forensische Psychiatrie Essen ein alternativer, kurzer Beurteilungsbogen entwickelt (EssenCES, Essen Climate Evaluation Schema), der in verschiedenen Sprachversionen vorliegt und drei Milieuaspekte beschreibt. Zu den Schwächen der bisherigen Forschung zum Stationsklima gehört, dass der Einfluss objektiver Bedingungen auf das soziale Klima einer Station eher vernachlässigt wurde. Publikationen weisen auf eine Reihe objektiver Bedingungen hin, die große Bedeutung haben sollen, unter anderem die Stationsgröße, die faktische Aufgabenstellung der Station, ihre personelle Ausstattung, der Grad des „Zwangscharakters“ eines Behandlungssettings und die Patientenfluktuation. Die vorgeschlagene Untersuchung hat eine doppelte Zielsetzung: Zum einen soll der Essener Stationsklimabogen auf 50 Stationen der Allgemeinpsychiatrie und auf 50 Stationen des Maßregelvollzugs eingesetzt werden, so dass ein Fragebogenmanual ausgearbeitet werden kann, welches dann Anwendern in beiden psychiatrischen Arbeitsfeldern zur Verfügung steht. Zum zweiten besteht der Schwerpunkt der Studie in der Erfassung objektiver Stationsgegebenheiten. Deren Zusammenhang mit den klimatischen oder atmosphärischen Gegebenheiten der Stationen soll geprüft und hypothesengeleitet diskutiert werden. Die Erhebung ist für teilnehmende Kliniken mit wenig Aufwand verbunden. Je Klinik sollen nur zwei bis maximal vier Stationen berücksichtigt werden. Die Erhebung ist anonymisiert und bereitet keine datenschutzrechtlichen Probleme. Publiziert werden nur gemittelte Ergebnisse für bestimmte Praxisfelder. Wenn Stationsteams und Klinikleitungen es gemeinsam wünschen, kann jeder Station ein individuelles Ergebnisprofil zurückgemeldet werden. Aussagekräftige Befunde zum Zusammenhang von objektiven Bedingungen einer Station und sozialem / therapeutischem Klima wären in der Auseinandersetzung um die Rahmenbedingungen der stationären psychiatrischen Versorgung, um materielle und personelle Ressourcen, eine wichtige Argumentationshilfe.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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