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Auswirkungen des demographischen Wandels und neuer Lebenskonzepte für das Alter auf die Raumstrukturen einer Großstadtregion am Beispiel von München

Fachliche Zuordnung Physische Geographie
Förderung Förderung von 2005 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 22278287
 
Erstellungsjahr 2007

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Ziel dieses Projekts war, die Lebenskonzepte der heute 51- bis 60-jährigen Bewohner der Großstadtregion München für ihren zukünftigen Ruhestand in ihrem räumlichen Kontext (d. h. in unterschiedlichen städtischen Wohnvierteln und im Umland) zu analysieren. Dabei war es insbesondere interessant zu sehen, ob man beabsichtigt, nach dem Eintritt in den Ruhestand den Wohnstandort und die Wohnform zu verändern, und wenn ja: wohin es die zukünftigen Senioren und Seniorinnen zieht. In den Interviews äußerten die meisten Befragten, nicht nur weiterhin an ihrem jetzigen Wohnort, sondern auch in ihrem jeweiligen Stadtteil und am besten auch in der jetzigen Wohnung bleiben zu wollen. Wenn es Umzugsabsichten gibt, so sind sie eher von den Umlandgemeinden in die Stadt (zurück) gerichtet. In das Ausland zieht es vorwiegend nur diejenigen, die jetzt schon über einen Zweitwohnsitz dort verfügen - und dann auch nur für einen Teil des Jahres und nicht dauerhaft. Hinter diesen Planungen steht als zentrale Frage: „Werde ich mir das Wohnen in München im Alter noch leisten können?", die vor dem Hintergrund des hohen Mietpreisniveaus nachvollziehbar ist. Die heutige Generation 50plus denkt durchaus über alternative Wohnformen, wie z. B. generationsübergreifendes Wohnen oder Senioren-Wohngemeinschaften nach, die sich allerdings von den in der Jugend selbst praktizierten WGs unterscheiden sollten. Darüber hinaus wurde eine Analyse der Lebensstile der Generation 50plus in München vorgenommen, um zu sehen, inwieweit bestimmte Stadtbezirke eher Wohnstandorte für bestimmte Lebensstilgruppen darstellen. Hier zeigte sich zunächst ein sehr differenziertes Bild unterschiedlicher Lebensstile in der Altersgruppe. Die Palette reicht von eher traditionellen Typen, die familienorientiert und wertekonservativ sind, am Stadtrand oder in suburbanen Gemeinden im Eigenheim wohnen und dem Altern eher gelassen entgegen sehen, über Typen, die das moderne Bildungsbürgertum vertreten (finanziell gut situierte Paare, z. T. kulturell interessiert, gelassene Sicht auf das Älterwerden), bis hin zu zwei neuen, bisher in der Lebensstil-Forschung unbekannten Typen in dieser Altersgruppe. Diese Typen pflegen entweder einen alternativ-kreativen Lebensstil (Alt-68er) oder sind extrem körper- und fitnessbetont (Junggebliebene). Vertreter dieser beiden Lebensstiltypen finden sich vorwiegend in den innenstadtnahen Wohngebieten, die das Image von Szenevierteln besitzen, und haben diese gezielt für ihren Lebensstil bei der Wohnungssuche ausgewählt. Für beide Gruppen wird Älterwerden in der jetzigen Lebensphase ausgeklammert bzw. verdrängt. Das Altern wird von den Befragten überwiegend sehr differenziert betrachtet, nur wenige sehen diesen Prozess ausschließlich negativ belegt oder positiv verklärt. Insgesamt überwiegen jedoch positive Altersbilder. Vor diesem Hintergrund ist nachvollziehbar, dass in der Regel ein Fortführen des aktuell bestehenden Lebensstils (Wohn- und Freizeitpräferenzen) geplant ist, und die Lebenssituation des „middle age" bzw. des „best age" in ein höheres After ausgedehnt werden soll. Für die künftige Stadtentwicklung lassen sich daraus zwei Schlussfolgerungen ziehen: 1. Es kann nicht wie bisher von einem Wegzug der zukünftigen Senioren/innen aus der Stadt ausgegangen werden. 2. Altersgerechtes Wohnen muss in Zukunft mehr als aktuell auch kostengünstig sein und alternative Wohnformen vorsehen. 3. Die künftige Senioren-Generation wird voraussichtlich erst in einem sehr hohen Alter so genannte altengerechte Infrastrukturen benötigen - vorerst werden vor allem Angebote für das „gut erhaltene Mittelalter" nachgefragt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Rolling Stones statt Kurkonzerte. Die „Generation 50plus" bevorzugt einen anderen Lebensstil als die heutigen Senioren (Süddeutsche Zeitung v. 15.11.2006)

  • „Generation 50plus" in München - Lebensstile und Lebenskonzepte der künftigen Senioren in einer Großstadtregion (Jahrestagung der Deutschen Akademie für Landeskunde e. V. (DAL) in Kooperation mit dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes NRW (ILS NRW) am 27.10.2006 in Dortmund)

  • Demographischer Wandel und neue Lebenskonzepte für das Alter: Auswirkungen auf die Raumstrukturen der Großstadtregion München (Landeshauptstadt München (u. a. Referat für Stadtplanung und Bauordnung), 7.5.2007 in München)
    C. Kramer und C. Pfaffenbach
  • Der demographische Wandel und die Rolle der Generation 50plus - Auswirkungen auf die Raumstrukturen einer Großstadtregion am Beispiel von München (Deutscher Geographentag 2007 in Bayreuth in der Leitthemensitzung CB.1 Zweite demographische Transition und soziale Sicherung)

  • Der demographische Wandel und die Rolle der Generation 50plus - Auswirkungen auf die Raumstrukturen einer Großstadtregion am Beispiel von München (Geographisches Kolloquium des Instituts für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien, 17.1.2007 in Wien)
    C. Pfaffenbach
  • Was bedeutet der demographische Wandel für die Großstadtregion München und besonders für die Umlandgemeinden? (Gemeinderat Vaterstetten, 5.7.2007 in Vaterstetten)
    C. Kramer
 
 

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