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Entschädigungsbewegungen von Kolonialsoldaten des Zweiten Weltkriegs in Frankreich, Großbritannien und den USA - transnationale Dimensionen und nationale Voraussetzungen

Antragstellerin Dr. Barbara Laubenthal
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 224560331
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Wie lässt sich erklären, dass es einer jahrzehntelang von Historiographie und Erinnerungspolitik marginalisierten Gruppe im gleichen Zeitraum in mehreren Ländern gelungen ist, Ansprüche auf Anerkennung in der öffentlichen Debatte zu verankern und ihre Forderungen erfolgreich durchzusetzen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Forschungsprojekts, das die Voraussetzungen für die Gewährung von Entschädigungen für Kolonialveteranen des Zweiten Weltkriegs im Rahmen von drei transnationalen Länderstudien untersucht hat. Der Untersuchungsgegenstand war auf mehreren Ebenen von einem Forschungsdefizit gekennzeichnet. Eine lange sowohl politische als auch erinnerungskulturelle Vernachlässigung von Kolonialveteranen des Zweiten Weltkriegs spiegelte sich erstens in einem Mangel an empirischem Material zu dieser Thematik. Zweitens fehlte trotz des Vorliegens einer Reihe von grundlegenden theoretischen Arbeiten zu reparations ein Modell, das die Erfolgsfaktoren von Entschädigungsbewegungen theoriegeleitet, multifaktoriell und prozessorientiert erfasst. Ein solcher Analyserahmen wurde in diesem Projekt durch eine Kombination von Theorien zu Politikwandel mit Ansätzen der kulturwissenschaftlichen Erinnerungsforschung erarbeitet und mithilfe eines sorgfältigen process tracing in mehreren Länderstudien angewandt. Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Entschädigungsforderungen der Kolonialveteranen erfolgreich waren, weil das Thema Kolonialveteranen sowohl aufgrund aktueller politischer Interessen von Migrantenorganisationen und Politikern als auch aufgrund von Erinnerungskonjunkturen und –bedürfnissen eine zunehmende gesellschaftliche und politische Resonanz erreichte, die schließlich in einem Politikwandel kulminierte. Der in dem Projekt entwickelte Analyserahmen ist über die in diesem Projekt analysierten Fälle hinaus anwendbar für weitere Forschungen zu den Voraussetzungen für den Erfolg von Entschädigungsforderungen. Zudem hat das Projekt durch seine vergleichende Perspektive zeigen können, dass Entschädigungsforderungen zum exakt gleichen Gegenstand auf vollkommen unterschiedliche Weise ihr Ziel erreichen können und dass nationale politische Systeme den Verlauf von Entschädigungsforderungen entscheidend prägen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2020) Colonial memories and transnational mobilizations: Asia’s colonial veterans and their struggle for British citizenship, c. 1980–2015. Memory Studies 13 (6) 1129–1143
    Laubenthal, Barbara; Schumacher, Daniel
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1177/1750698018784113)
  • (2016): Entschädigungen für Kolonialveteranen des zweiten Weltkriegs in Frankreich und den USA, in: Hölscher, Monika; Krause, Viola; Lutz, Thomas (Ed.): Geschichte und Geschichtsbilder – Der erste und zweite Weltkrieg im internationalen Vergleich. HLZ: POLIS 57, p. 112-123
    Laubenthal, B.
  • (2016): Zwischen Ehre und Exil. Kolonialveteranen des Zweiten Weltkriegs in Frankreich und den USA, in: Zimmermann, Harm-Peer; Kruse, Andreas; Rentsch, Thomas (Ed.): Kulturen des Alterns: Plädoyers für ein gutes Leben bis ins hohe Alter. Campus, Frankfurt, 79-94
    Laubenthal, B.
 
 

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