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Autonome Bilder? Persische Zeichnungen und Miniaturen mit figürlichen Motiven in den Diez-Alben der Staatsbibliothek zu Berlin
Antragstellerin
Dr. Friederike Weis
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 224786707
Vollendete Zeichnungen, die außerhalb eines Werkkontexts entstanden sind, werden üblicherweise als „autonom“ bezeichnet. In den vier von Heinrich Friedrich von Diez (1751-1817) in Konstantinopel erworbenen Bilderalben (Diez A fol. 70-73) der Staatsbibliothek zu Berlin sowie in den Alben mit persischen und turkmenischen Materialien des Topkapı-Palastes sind viele Zeichnungen zu finden, die weder als Vorbereitung für ein entstehendes Werk noch als Nachahmung eines fertigen Werkes identifizierbar sind und vermutlich auch nicht als Buchillustrationen fungierten. Doch sind diese als „autonom“ im Sinne einer zweckfreien, individuellen künstlerischen Schöpfung zu verstehen?Um dies zu klären, untersucht das Projekt die Voraussetzungen für die Entstehung eigenständiger persischer Zeichnungen um 1400 und versucht werkimmanente formale und thematische Definitionskriterien zu bestimmen. Gleichzeitig sollen die ab dem 15. Jahrhundert verfassten persischen Quellen zur höfischen Bildkunst (Werkstattberichte, Albumvorworte und Abschnitte in Chroniken) analysiert werden, um ein differenziertes Vokabular zur Beschreibung und ästhetischen Bewertung der primär linienbasierten persischen Kunst herauszuarbeiten. Der Fokus des Vorhabens liegt auf Rußtusche-Zeichnungen (qalam siyāhī), da an ihnen die Herausbildung bestimmter Charakteristiken der eigenständigen Zeichnung, wie gewichtete Linien und eine sparsame, aber konzentrierte Binnenzeichnung, zu beobachten ist. Darüber hinaus sollen die Daten einer naturwissenschaftlichen Analyse von rund 70 Bildern der Diez-Alben, bei der in vielen Fällen verschiedene schwarze Tuschen innerhalb einer Zeichnung festgestellt wurden, zusammen mit den Ergebnissen der terminologischen Untersuchung persischer Quellen auch in Bezug auf die Zeichnungen in den Topkapı-Alben systematisch ausgewertet werden.Ein Vergleich der frühen persischen Zeichnungen mit den im 16. und 17. Jahrhundert an den safawidischen und osmanischen Höfen entstandenen Einzelblattzeichnungen erlaubt es zugleich, die Tradierung bestimmter Motive und die Bedeutung der Kennerschaft bei der Rezeption eigenständiger Bilder in den jeweiligen Zeitabschnitten genauer zu bestimmen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen