Der Einfluss von Mehrproduktunternehmen auf positive und normative Aspekte der Globalisierung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Durch die Integration von Mehrproduktunternehmen in allgemeine Gleichgewichtsmodelle wird es möglich, die Anpassungsvorgänge innerhalb von Unternehmen zu untersuchen. Dieses Projekt hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet. Es konnte gezeigt werden, dass die verschiedenen Produkte innerhalb der Produktpalette eines Unternehmens asymmetrisch von einer zunehmenden außenwirtschaftlichen Integration getroffen werden, und dass die Unternehmen nach den Anpassungen "leaner and meaner" sind: "Leaner", da die Produktpaletten verkleinert werden, und "meaner", weil die Unternehmen bei den Produkten ihrer Kernkompetenz überproportionale Zuwächse in den Marktanteilen verzeichnen. Diese asymmetrische Anpassung ist auf zwei Effekte zurückzuführen. Zum einen vergrößern sich durch Globalisierung die Absatzmärkte, da Kunden in mehr Ländern beliefert werden können. Von diesem Effekt profitieren - international identische Präferenzen vorausgesetzt - alle Produkte gleichermaßen. Gleichzeitig steigt aber auch der Wettbewerb, da ausländische Unternehmen vermehrt auf den Weltmarkt drängen. Dieser Effekt reduziert die Residualnachfrage nach allen Produkten absolut gleichermaßen, so dass Produkte mit geringen Ausbringungsmengen hiervon überproportional getroffen werden. Als Folge dominiert der erste Effekt bei Kernkompetenzprodukten (mit großen Ausbringungsmengen), während der zweite Effekt bei Grenzprodukten (mit geringen Ausbringungsmengen) dominiert. Durch die Verringerung der Produktpaletten ist es zudem möglich, dass die für Konsumenten verfügbare Produktvielfalt auch dann abnimmt, wenn die Zahl der Unternehmen, die einen Markt beliefern, zunimmt. Dies ist ein wichtiger Punkt für die Wohlfahrtswirkungen der Globalisierung. Des Weiteren hat dieses Projekt überraschende Ergebnisse in Bezug auf die Markteintrittsstrategien von Mehrproduktunternehmen hervor gebracht. Es hat sich gezeigt, dass Umsatz- und Preisrankings innerhalb einzelner Märkte nicht unbedingt negativ korreliert sind. Dies bedeutet, dass die umsatzstärksten Produkte nicht unbedingt die Produkte mit den niedrigsten Preisen sind. Durch die Analyse von Qualitätsentscheidungen von Mehrproduktunternehmen konnte diese empirische Beobachtung erklärt werden. Dabei hat sich herausgestellt, dass der Wettbewerb von Produkten innerhalb der Produktpalette eines Mehrproduktunternehmens ("Kannibalisierungseffek") eine besondere Rolle spielt und das Investitionsverhalten der Unternehmen in Bezug auf die Qualität beeinflusst. Wenn die Produkte innerhalb der Produktpalette gute Substitute sind, dann wird ein Unternehmen weniger in die Qualität einzelner Produkte investieren, sondern primär die Marke des Unternehmens fördern. Sind die Produkte jedoch stark differenziert, dann spielt die Marke des Unternehmens als Ganzes eine geringere Rolle, und das Unternehmen wird vermehrt in die Qualität einzelner Produkte investieren. Da die Profitabilität dieser Investitionen aber auch vom Umsatz der Produkte abhängen, wird hauptsächlich in umsatzstarke Produkte investiert werden, so dass diese Produkte durch die Qualitätsverbesserungen zu höheren Preisen verkauft werden können. Aufgrund dieser Überlegungen werden Unternehmen ausländische Märkte eher über eine Kostenführerschaft zu durchdringen versuchen, wenn die Produkte gute Substitute sind, und eher auf Qualitätsführerschaft setzen, wenn die Produkte stark differenziert sind.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2010). "Multi-Product Firms and Flexible Manufacturing in the Global Economy". Review of Economic Studies, 77 (1), 188-217
Carsten Eckel, J. Peter Neary
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(2011). "Multi-product Firms at Home and Away: Cost- versus Quality-based Competence". CEPR Discussion Paper #8186, Centre for Economic Policy Research: London
Carsten Eckel, Leonardo Iacovone, Beata Javorcik, J. Peter Neary