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Die Ausbreitung des modernen Menschen in ein osteuropäisches Rückzugsgebiet des späten Neandertalers: Interdisziplinäre Untersuchungen gleichzeitiger Industrien am Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum auf der Krim (Ukraine)

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 227159777
 
Bisherigen Überlegungen zufolge führt die früheste Ausbreitung des modernen Menschen nach Eurasien in ganz Europa mit Ausnahme der Iberischen Halbinsel südlich des Ebro zu einem vergleichsweise raschen Verschwinden des Neandertalers. Als wichtige Ursachen werden schnelle Klimawechsel und Konkurrenz bei nahezu identischen Umweltansprüchen angesehen. Obwohl der Datenbestand von der Krim dieser Hypothese widerspricht, wurde dieser Region in der Debatte um potentielle Rückzugsgebiete des Neandertalers und deren Rolle bei der Ausbreitung des modernen Menschen wenig Aufmerksamkeit zuteil. Von der Krim stammen nicht nur außerordentlich spät datierte Fundstellen des Neandertalers, sondern auch Hinweise auf eine Gleichzeitigkeit dieser Plätze und Inventaren des modernen Menschen. Zum jetzigen Zeitpunkt stützt sich dieses europaweit einzigartige Szenario allerdings auf radiometrische Minimalalter. Darüber hinaus sind die bisherigen Erkenntnisse sowohl zum spätesten Mittelpaläolithikum als auch zum frühen Jungpaläolithikum im Hinblick auf Steingeräte-Technologie und Landnutzungsmuster lückenhaft. Durch Nachgrabungen an drei Fundstellen versucht das hier beantragte Projekt zum einen, die genannten Lücken durch Feldforschungen zu schließen. Zum anderen werden bereits ergrabene Steingeräte-Inventare dreier weiterer Fundstellen erneut analysiert und absolut datiert. Bei den Ausgrabungen werden neben mikromorphologischen Untersuchungen und der Analyse von Pollen, Kleinsäugern und Mollusken auch Pilotstudien zu molekularen und paläomagnetischen Proxies durchgeführt. Eine Überprüfung der bestehenden absoluten Chronologie erfolgt durch neue Radiokarbon-Messungen an einem breiteren Spektrum an Materialien, die den jüngst entwickelten Verfahren der Probenreinigung zugeführt werden. Ergänzend hierzu zielen die Ausgrabungen auf die Lokalisierung unabhängiger stratigraphischer Marker in Form von Tephren. Vergleichende archäologische Untersuchungen konzentrieren sich auf den Aspekt der Anpassung von Ausrüstung und Landnutzungsmuster an wechselnde Umweltbedingungen. Grundlage bilden hierbei Untersuchungen zu den Steinartefakten sowie archäozoologische Analysen der Großsäugerfauna. Die zu erwartenden Ergebnisse des Projektes werden einen wichtigen Beitrag zum grundsätzlichen Verständnis des Überlebens und Aussterbens der letzten Neandertaler sowie zur Ausbreitung des modernen Menschen in das westliche Eurasien leisten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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