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Anfang der Philosophie und Philosophie des Anfangs: Selbstbegründung und Selbstbegrenzung in der klassischen deutschen Philosophie

Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung von 2006 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 12590533
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen der Ausgangsthese des Gesamtprojekts von der Schlüsselfunktion von Anfängen für das Selbstverständnis der Moderne wurde die zentrale Bedeutung des Anfangs in der modernen Philosophie, insbesondere in der klassischen deutschen Philosophie (Kant, deutscher Idealismus), erforscht. Dabei wurde zum einen der von Kant und seinen idealistischen Nachfolgern reklamierte Anfang der wissenschaftlichen Philosophie als Neuund Erstanfang gegenüber ihrer 'pseudowissenschaftlichen' Vorgeschichte untersucht. Zum anderen wurde die systematische Bemühung Kants und seiner Nachfolger um eine Philosophie des Anfangs, speziell des Anfangs von Wissen und Wollen, erforscht. Zentraler Forschungsgegenstand war dabei die Konzeption des Anfangens als eines Vorgangs der Selbstbestimmung. Die leitende These war, dass die Selbstbestimmung von Wissen und Wollen bei Kant und seinen Nachfolgern einen Doppelsinn aufweist, in dem Selbstbegründung und Selbstbegrenzung untrennbar zusammengehen und so der eigene Anfang mit einem anderen Anfang intrinsisch korreliert wird. Die philosophische Reflexion auf den vernünftigen Anfang bei und nach Kant betraf wesentlich das Verhältnis von theoretischer und praktischer Vernunft sowie von Vernunft und Wille. Hier wurden im Hinblick auf die extreme Spannweite des modernen Denkens bei Kant und seinen Nachfolgern folgende verwandten, aber divergierenden Konzeptionen des Primats des Praktischen rekonstruiert und von einander differenziert: der Primat der praktischen Vernunft in deren Verbindung mit der theoretischen Vernunft bei Kant, der Primat der vernünftigen Willens über die theoretische Vernunft bei Fichte, die radikale Integration von Freiheit und Faktizität sowie von Wille und Willkür bei Schelling, der Primat des präterrationalen Willens über die naturalisierte Vernunft bei Schopenhauer und der Primat des Willens zur Macht über den Willen zum Nichts bei Nietzsche. Überraschend – im positiven, produktiven Sinn – war im Projektverlauf die zunehmende Orientierung der Arbeit der Forschergruppe auf den politischen Anfang und die dafür mitverantwortliche zusätzliche Ausrichtung des Teilprojekts auf die Begründung und Begrenzung von politischer Herrschaft in der klassischen deutschen Philosophie. Unvorhersehbar anregend und fruchtbar war in diesem Zusammenhang die Kooperation mit dem Teilprojekt "Anfänge von Sprache, Geschichte und Gesellschaft am Übergang zur Moderne. Vico und Montesquieu gegen Jean-Jacques Rousseau" (Teuber), speziell die gemeinsame Lehrtätigkeit. Öffentliches Interesse fand vor allem ein Abend des Teilprojekts zur Philosophie der Musik mit philosophischen Texten und musikalischen Beispielen, darunter Kompositionen von Rousseau und Nietzsche, der im Mai 2010 unter dem Titel "Philosophen-Musik. Fortgesetzte Vorträge in Ton und Wort" in der Carl Friedrich von Siemens Stiftung in München stattfand.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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