Theory and practice of democracy. Tocqueville's empirical concept of a 'New Science of Politics'
Modern and Contemporary History
Final Report Abstract
Alexis de Tocqueville hat als Erster die moderne Demokratie wissenschaftliche analysiert und deren universale Ausbreitung prognostiziert. Sein komplexes und mehrschichtiges Verständnis, das die Demokratie sowohl als Staats-, als auch als Gesellschaft- und Lebensform erfasst, beeinflusst bis heute die theoretischen und zeitdiagnostischen Debatten um die Demokratie. Ziel des Projektes war es: a) eine neue kontextbezogene Sicht auf das Werk Tocquevilles als Erfahrungswissenschaft zu entwickeln, b) die gegenwärtige Segmentierung von Tocquevilles Arbeiten in verschiedene wissenschaftliche Disziplinen (Soziologe, Politologe, Philosoph, Moralist etc.) unter der Perspektive einer „neue Wissenschaft der Politik“ zusammenzufassen und neu zu interpretieren sowie c) seine Analyse der Demokratie als eine noch heute relevante Kritik der Demokratie als Staats- und Gesellschaftsform deutlich zu machen und damit auch Anregungen für die moderne Demokratietheorie zu geben. Mit dem 2016 veröffentlichten Sammelband konnten wir für den deutschsprachigen Raum den Anschluss an die internationale Tocqueville-Forschung herstellen. Bewusst wurden dabei neue Trends der internationalen Forschung aufgenommen. So wurden neben methodische Fragen der neuen Wissenschaft einzelnen Themenfeldern (Religion, Gefängnis, Literatur) in den Mittelpunkt gerückt. Tocqueville hat sein innovatives Konzept einer neuen politischen Wissenschaft bewusst zwischen den sich abzeichnenden akademischen Institutionalisierungen von Disziplinen angesiedelt. Die Darstellung des Umbruchs der Wissenschaftslandschaft im 18. und 19. Jahrhundert und die Besonderheit, dass sich die Politikwissenschaft keineswegs nur an akademische Adressaten, sondern an Politiker, Experten und Bürger wendet, bildeten wichtige Perspektiven auf Tocquevilles Theoriebildung. Wichtig war aber auch eine Aktualisierung von Tocquevilles Werk. Viele der heute in den Sozialwissenschaften für die Beschreibung demokratischer Gesellschaften gebräuchlichen Begriffe gehen nicht zuletzt auf ihre Verwendung in De la démocratie en Amérique zurück. Mit diesem Werk hat der Autor Begriffe wie Zivilgesellschaft, Gleichheit, Freiheit, Bürokratie, Individualismus oder politische Kultur wesentliche geprägt. Dies trifft auch auf den Begriff der Demokratie selbst zu.
Publications
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Demokratischer Föderalismus. Tocquevilles Würdigung der kommunalen Selbstverwaltung als Teil der Civil Liberty, in: Politische Vierteljahresschrift 1, 94-117
Skadi Krause
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Tocqueville als erfahrungswissenschaftlicher Analytiker der Demokratie. Ideengeschichtliche Quellen, Konturen und Leistungsfähigkeit eines Konzeptes, in: Leviathan. Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft 42/4, 635-656
Harald Bluhm/Skadi Krause
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Tocquevilles Neue Wissenschaft der Politik, in: Zeitschrift für Politikwissenschaft/Journal of Political Science 24/1-2, 29-53
Skadi Krause/Harald Bluhm
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Alexis de Tocqueville. Analytiker der Demokratie, Paderborn: Fink Verlag
Harald Bluhm/Skadi Krause (Hg.)
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Die Rolle kommunaler Selbstverwaltung im Föderalismusdiskurs des 19. Jahrhunderts, in: Eva Hausteiner (Hg.): Föderalismen. Modelle jenseits des Staates, Baden-Baden: Nomos, 2016, Seite 103 - 132. 978-3-8487-2911-1 (Internationale Politische Theorie, Bd. 2)
Skadi Krause
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Tocquevilles erfahrungswissenschaftliche Analyse der Demokratie. Konzept und Reichweite seiner „neuen Wissenschaft der Politik“, in: Harald Bluhm/Skadi Krause (Hg.): Alexis de Tocqueville. Analytiker der Demokratie, Paderborn: Fink Verlag, 53-82
Harald Bluhm/Skadi Krause
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Alexis de Tocqueville: Freiheit als prekäre Lebensform. S. 59-76, in: Daniel Fulda/Hartmut Rosa/Hienz Thoma: Vom Zwang zur Freiheit: Studien zu ihrer Interdependenz von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Fink, 2018 (Laboratorium Aufklärung, 32) SBN 978-3-7705-6327-2
Harald Bluhm