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Gottes Uranfang - Politische creatio continua. Urszenen und Sprachen der Schöpfung im deutschsprachigen theologischen Diskurs der 1920er und 1930er Jahre

Subject Area Protestant Theology
Term from 2006 to 2014
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 12590533
 
Final Report Year 2013

Final Report Abstract

Die Rede von "Gottes Schöpfungshandeln" und sonstige Schöpfungssemantik dienten sowohl in den protestantischen wie römisch-katholischen theologischen Diskursen der Zwischenkriegszeit als auch in der jüdischen Debatte zumeist zur Begründung starker ethischer Normativität. Je mehr seit 1918/19 "die Krise" (der Moderne, des Historismus, der Wissenschaft, des Christentums etc.) erlitten und beschworen wurde, desto stärker suchten Theologen wie Philosophen der damals jüngeren Generation, i.e. der entscheidend durch den Ersten Weltkrieg geprägten und traumatisierten sog. "Frontgeneration", nach neuer Unbedingtheit und wirklich tragenden Fundamenten, und genau dazu diente ihnen der Rekurs auf Gottes Schöpfung, die symbolisch verdichtete Ordnungsinstanz par excellence. Besonders deutlich zeigen dies die heftigen Kontroversen um den Begriff der "Schöpfungsordnung" und die Politisierung der alten Vorstellungen einer göttlichen creatio continua (in der traditionellen dogmatischen Sprache auch: Erhaltung oder Erhaltungsordnung). Neue schöpfungstheologisch entwickelte (oder von Theologen im Kontext schöpfungstheologischer Spekulationen aufgegriffene) Begriffe wie "Seinsordnung", "Ursprungsmächte" bzw. "Ursprungskräfte", "Gottes Gesetz", "Seinsgesetz", "Volksnomos", "Volksgemeinschaft", "Volksordnung", "Raumordnung", "heiliges Land" und "Gottes Reich" prägten keineswegs nur die diversen "politischen Theologien" christlicher Theologen, sondern wurden intensiv auch von jüdischen Theologen und Religionsintellektuellen aufgegriffen. Auch waren es keineswegs nur Theologen aus den diversen antirepublikanisch völkischen Milieus und nationsfromme Wegbereiter der "deutschen Revolution" von 1933, sondern auch eher der politischen Linken verbundene Religiöse Sozialisten, die eine postliberale, nicht mehr parlamentarische politische Ordnung durch schöpfungstheologische Reflexionsfiguren bzw. Schöpfungsethik begründen und stärken wollten. In den Perspektiven des vom Antragsteller entwickelten Konzepts einer "shared history" der modernen Theologiegeschichten wurden vor allem die dichten Austauschprozesse zwischen protestantischen, römisch-katholischen und jüdischen Theologen und Religionsphilosophen. Analytisch leitend war dabei der Begriff des Sakraltransfers: Untersucht wurden Strategien der Sakralisierung von Ordnungsinstanzen wie "Volk", "Raum" und "Rasse", mit denen beim Anfang aller wahren politischen Ordnung, dem gottgegebenen Fundament eingesetzt werden soll.

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