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Jenseits des Werther-Effekts. Die Bedeutung von Medien im Kontext depressiver Erkrankungen und suizidalen Verhaltens

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 227979919
 
Seit den Arbeiten von Phillips (1974) ist der Zusammenhang von Medien und Suiziden fast ausschließlich als Werther-Effekt untersucht worden. Das hat zu einer Reihe von Engführungen beigetragen, die eine umfassende Konzeptualisierung des Zusammenhangs von Medien und Suizidalität bislang verhindert haben: (1) Als Auslöser suizidaler Verhaltensweisen wird die Suizidberichterstattung fokussiert, während andere Medieninhalte meist ausgeblendet bleiben. (2) Die Betrachtung möglicher Wirkungen reduziert sich auf Suizide, während die Auswirkungen auf vorgelagerte Depressionen und Suizidgedanken nicht untersucht werden. (3) Spezifische Auslöser von Suizidalität (z.B. Depressivität) bleiben im medialen Kontext meist unberücksichtigt. (4) Auch bekannte Medienrezeptionsphänomene (z.B. Third-Person-Wahrnehmungen oder die wahrgenommene Medienagenda) bleiben unberücksichtigt. (5) Die Studien zum Werther-Effekt basieren häufig auf Aggregatdaten zu tatsächlichen Suiziden, weshalb die oft postulierten Kausalitäten nicht überzeugend sind.Um die fünf aufgezeigten Defizite der bisherigen Erforschung des Werther-Effekts zu beheben soll eine bevölkerungsrepräsentative telefonische Querschnittsbefragung in Deutschland durchgeführt werden. Die Befragung fokussiert dabei die beiden zentralen Bereiche Medien(-nutzung und -wahrnehmung) und Suizidalität (Suizidgedanken, -pläne, -versuche) sowie deren wichtigste Prädispositionen unter Kontrolle sozialstruktureller Einflüsse. Die theoretisch hergeleiteten Defizite der Werther-Forschung sollen mithilfe von Strukturgleichungsmodellen modelliert und empirisch hinsichtlich (globaler und lokaler) direkter und indirekter Einflussstrukturen geprüft werden.Das Ziel des Forschungsprojektes ist es, gerichtete Aussagen über verschiedene Medieninhalte (in Abhängigkeit von deren Nutzung) und deren subjektiv zugeschriebene Alltagsrelevanz zu formulieren, die einen Einfluss auf den Grad der individuellen Suizidalität für Personen mit unterschiedlicher Prädisposition haben. Das Projekt sprengt damit den Rahmen der bisherigen Erforschung des Zusammenhangs von Suizidalität und Medien und geht damit weit über die bisherige Befundlage in diesem weltweiten Forschungsfeld hinaus.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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