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D-A-CH-Projekt: Limites inter Provincias - Roms innere Grenzen

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2013 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228262858
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Hauptfragestellung des Projektes war die Nachweisbarkeit von römischen Provinzgrenzen ("innere Grenzen") aus althistorischer und archäologischer Sicht. Dazu sollten am Beispiel der beiden Provinzen Germania superior und Raetia drei Ansätze verfolgt werden: 1) Ein Studium der Schriftquellen und eine kritische Analyse derselben bezüglich der Bedeutung und Organisation von Provinzgrenzen sowie deren Bezug zu zeitgleichen Zollbezirken; 2) GIS-gestützte Modellierungen landschafts- und siedlungsarchäologischer Daten bezüglich der Erkennbarkeit von Provinzgrenzen in Siedlungsmustern; 3) Spezifische Fundanalysen im Hinblick auf die Frage, ob in der Keramikproduktion und Keramikverteilung Wirtschaftsstrukturen (Produktionsanlagen und Warenvertrieb) erkennbar sind, und ob diese durch Verwaltungsgrenzen beeinflusst waren. Vorläufige Ergebnisse: Zu 1) Römische Provinzgebiete sind vor allem als eine Kumulation von Städte- oder Gemeindeterritorien verstanden worden, so dass Provinzgrenzen am besten über die Grenzen der einzelnen Gebietskörperschaften (civitates)s zu erfassen sind. Diese Gemeindegrenzen lassen sich aufgrund der besseren Quellenlage meist einfacher bestimmen, weil sie z. B. wiederholt als Zähloder Referenzpunkte auf Meilensteinen dienten. Im Fall des Zollbezirkes der XL Galliarum fielen Verwaltungs- und Zollgrenzen zusammen. Zu 2) In zwei Beispielregionen „Remstal/Schwäbische Alb“ und „Nordostschweiz“ konnten durch die Analyse von Siedlungsmustern anhand naturräumlicher Faktoren, über die mathematische Rekonstruktion von Civitas-Territorien sowie durch die Methode der Kerndichteschätzung (KDE) mehrere besiedlungsarme Bereiche herausgearbeitet werden. Diese Bereiche lagen in der Peripherie zu den umliegenden Marktorten und weisen durchweg ungünstige naturräumliche Bedingungen auf. Aus siedlungsgeographischer Sicht könnte die Provinzgrenze zwischen Obergermanien und Rätien innerhalb dieser landwirtschaftlich unattraktiven und ökonomisch peripheren Gebiete verlaufen sein. Die Grenze wäre dementsprechend durch einen mehrere Kilometer breiten, kaum besiedelten und möglicherweise bewaldeten Streifen „markiert“ gewesen. Insgesamt scheinen naturräumliche Faktoren den Grenzverlauf nachhaltiger bestimmt zu haben als anthropogene Faktoren. Zu 3) An einzelnen Gefäßkeramik-Formen konnte gezeigt werden, dass deren Verbreitungs- und Herstellungsgebiete unabhängig sind von dem angenommenen Verlauf der Provinzgrenzen. Überregionale Grundformen, die auf die gleichen handwerklichen Ideen zurückgehen, scheinen eher Gebiete von Handwerkstraditionen abzubilden. Auch an anderen Befund- und Fundkategorien scheint sich abzuzeichnen, dass die Provinzgrenzen im alltäglichen kulturellen Habitus der Normalbevölkerung offenbar keine große Rolle spielte. Sie scheinen vor allem Verwaltungsgrenzen gewesen zu sein, so z.B. in der Rechtsprechung oder der Verwaltung der Provinzheere.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Limites inter Provincias – Ein internationales Forschungsprojekt zum Grenzverlauf zwischen den römischen Provinzen Germania Superior und Raetia. Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2014 (2015), 37–40
    A. Heising/D. Penz/S. Schröer
  • Naturwissenschaftlicher Beitrag zu: M. Zagermann, Beitrag Terra Sigillata, Feinkeramik, Gebrauchskeramik und Amphoren vom Säberner Burgberg (Ausgrabung 1978-1982). In: V. Bierbrauer/ H. Nothdurfter, Die Ausgrabungen im spätantik-frühmittelalterlichen Bischofssitz Sabiona-Säben in Südtirol I - frühchristliche Kirche und Gräberfeld (München 2015), 605–633
    Daniel Penz
  • Reception and History of Research of the Roman Provinces in Germany. In: Simon James/Stefan Krmnicek (Hrsg.), The Oxford Handbook of the Archaeology of Roman Germany (Oxford 2015)
    A. Heising
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780199665730.013.20)
  • Grenzen Berechnen? Siedlungsmusteranalysen im Bereich der nördlichen Provinzgrenze zwischen Rätien und Obergermanien. In: Ph. Della Casa/E. Deschler-Erb (Hrsg.),Rome’s Internal Frontiers. Proceedings of the 2016 RAC Session in Rome. Zurich Studies in Archaeology 11 (Zürich 2016) 37–45
    S. Schröer
  • Naturwissenschaftlicher Beitrag zu: V. Jauch, Signed by Attilius. In: S. Biegert (Hrsg.), Congressus vicesimus nonus Rei Cretariæ Romanæ Fautorum coloniæ Ulpiæ Traianæ habitus MMXIV (Bonn 2016) 497–504
    Daniel Penz
  • Römische Provinzgrenzen = Kulturgrenzen? Das Beispiel der finis provinciae zwischen den Provinzen Germania superior und Reatia. In: Ph. Della Casa/E. Deschler-Erb (Hrsg.), Rome’s internal frontiers. Proceedings of the 2016 RAC-session in Rome. Zurich Studies in Archaeology/Zürcher Studien zur Archäologie 11 (Zürich 2016) 25–34
    A. Heising
  • Kommunikationsräume innerhalb römischer Provinzen. Das Beispiel Germania Superior: eine Provinz mit zwei Gesichtern? In: Sebastian Brather/Jürgen Dendorfer (Hrsg.), Grenzen, Räume und Identitäten. Der Oberrhein und seine Nachbarregionen von der Antike bis zum Hochmittelalter. Archäologie und Geschichte 22 (Ostfildern 2017) 199–238
    A. Heising
  • Calculating Borders? Spatial Analysis as a Method of Reconstructing Roman Provincial Borders. In: Akten des 23. Internationalen Limeskongresses in Ingolstadt 2015 (2016). T. 2, S. 1108-1111
    S. Schröer/H. Martin
 
 

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