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Politische Anthropologie der Tierepik

Fachliche Zuordnung Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2013 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228265259
 
Das Teilprojekt untersucht die lateinische und volkssprachige Tierepik des Mittelalters und der Frühen Neuzeit als ein Textfeld, in dem sich spezifisch poetische Weisen einer Reflexion des Politischen abzeichnen. Das eigenständige diskursive Potential des tierepischen Erzählverfahrens beruht insbesondere auf wechselnden, nicht systematisch arretierbaren Überlagerungen zwischen menschlicher Intentionalität und Institutionalität einerseits und animalischer Triebnatur andererseits. Weithin selbstverständlich geltende Fundierungen der politischen Ordnung in der Natur des Menschen werden dadurch verunsichert, so dass kulturell fundamentale Paradoxien der Begründung von sozialem Zusammenschluss, von Machtverhältnissen, Herrschaftsansprüchen und Rechtsgeltungen sehr viel prägnanter zutage treten können, als dies unter den Vorgaben der zeitgenössischen politischen Theoriediskurse möglich ist.In der beantragten zweiten Phase soll der historische Fokus unserer Untersuchungen von den mittelalterlichen deutlicher zu den frühneuzeitlichen Texten verschoben werden; die erfolgreiche exemplarische Erprobung des Frageansatzes wird dabei nun verstärkt auf Beobachtungen des diachronen Wandels der Gattung im Kontext eines sich neu ausdifferenzierenden Literatursystems bezogen sowie auf die Erschließung von Transfomationen der diskursiven Charakteristik tierepischer Texte unter den Bedingungen veränderter epistemischer Voraussetzungen insbesondere auch in der politischen Theoriediskussion. Geschichtlichkeit rückt daneben auch mehr und mehr als intratextuelle Dimension ins Zentrum unseres Interesses: Schon in den mittelalterlichen Texten wird mitunter die der fiktionalen Disposition eingeschriebene ¿naturalisierende¿ Suggestion von Anfangslosigkeit und Permanenz der politischen Ordnung im Tierreich durch den Rückblick auf Ursprünge oder durch Szenarien des Umbruchs und Zerfalls der Ordnung relativiert. In den frühneuzeitlichen Texten scheinen sich entsprechende Verhandlungen der Geschichtlichkeit von politischer Ordnung ¿¬ mit neuen Akzenten ¿ noch stärker durchzusetzen. Weitere wichtige Interessensschwerpunkte der zweiten Arbeitsphase liegen zum einen bei der Analyse des Sujets der Gerichtsverhandlung als zentralem Erzählsyntagma des frühneuzeitlichen Fuchsromans, zum andern bei der Rekonstruktion der spezifischen Modellierungen sozialer Differenzen, soweit Argumente der Körperlichkeit, der Abstammung und Sippe sowie des Geschlechts in der Projektion auf die spezifischen Bedingungen der tierepischen Erzählwelt narrativ verhandelt werden.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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