Detailseite
Projekt Druckansicht

Herrschernatur(en). Der 'Fürst der Sinne' in der Frühen Neuzeit

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2013 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228265259
 
Das Teilprojekt fragt danach, wie sich durch die neuen, naturnahen Darstellungsmöglichkeiten und -bedingungen, wie sie ab dem 15. Jahrhundert entwickelt wurden, die Repräsentationsformen und das Wahrnehmungsspektrum von body natural und body politic des Herrschers (wie der Herrscherin) gestalteten und veränderten. In der ersten, gemeinsam mit der Germanistin Beate Kellner durchgeführten Projektphase 'Herrschernatur(en). Verkörperungen von Herrschaft im Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit' hat sich der kunsthistorische Arbeitsbereich ('Potenz und Prokreativität - Bildnis und visuelle Semiotik von Herrschernatur[en] im 15. und 16. Jahrhundert') auf die Frage konzentriert, wie in Porträts und anderen Formen von Herrscherbildern mit den Kontingenzen und Bedingtheiten des natürlichen (äußeren) Körpers umgegangen wurde. Welche Chancen, welche Schwierigkeiten ergaben sich, wenn die Gestalt eines Herrschers, einer Herrscherin nicht dem Ideal entsprach? Wenn der Herrscher, die Herrscherin zu alt, zu jung oder gar krank waren? Und wie wurde mit einer weiteren natürlichen Körperfunktion, mit Sexualität und erotischer Attraktion umgegangen? Diese Fragen sollen nun in der zweiten Projektphase von der äußeren Gestalt des Herrschers, der Herrscherin auf die 'Übergänge in das Innere', auf die Sinne erweitert und fortgeführt werden. Dabei wird es nicht nur darum gehen, dass die Sinne als naturgegebene Schnittstellen von Außenwelt und Seele des Menschen verstanden wurden, die es nach frühneuzeitlicher Vorstellung im Laufe eines Erziehungs- und Formungsprozesses zu disziplinieren und dem Geist und Willen zu unterwerfen galt. Wie dieser Prozess speziell im Hinblick auf die Erziehung des Herrschers, der Herrscherin aussehen sollte und welche Rolle Bildwerke (und etwa auch die Ausbildung im dilettantischen Zeichnen) dabei spielten, ist bislang nicht zusammenhängend untersucht. Insbesondere das Sehen - im frühneuzeitlichen Spektrum der verschiedenen Sinneswahrnehmungen als deren 'Fürst' tituliert - eignete sich in diesen Zusammenhängen besonders, um Erkenntnisschärfe und Weitblick des Herrschers zu symbolisieren (wie sich im Bild der 'Blindheit' auch dessen Grenzen und Fehler kritisieren ließen). Daher wird der Kompetenz des Herrschers in allen Fragen der Optik, der richtigen und falschen Perspektive und vor allem auch seinem Wissen und Umgang mit allen das Sehen unterstützenden und intensivierenden Instrumenten, Modellen und Maschinen ein besonderes Interesse gelten. Bei alledem kommt den Sinnen aber immer auch eine komplexe 'Ausgleichsfunktion' zwischen den Polen 'Natur' und 'Geist/Kultur/Kunst' zu, indem ihre natürlichen Eigenschaften des Erfreuens und Genießens keinesfalls ausgeschaltet werden sollten, sondern gerade die Mischung aus prodesse und delectare auch für die Herrschenden und deren Wohlbefinden entscheidend blieb.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung