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Amtsnaturen. Habitus, Selbstverständnis und Körperlichkeit von corregidores in der spanischen Monarchie (16.-17. Jahrhundert)

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung von 2013 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228265259
 
Das Projekt untersucht corregidores, d.h. vom König in den wichtigsten Städten der spanischen Monarchie eingesetzte Amtsträger mit richterlichen und herrschaftlichen Funktionen unter der Fragestellung ihrer Verhaltensweisen. Der Metaphorik der zeitgenössischen politischen Anthropologie folgend, geht es davon aus, dass diese Verhaltensweisen der 'Natur' des jeweiligen Amtes (naturaleza del oficio) zu entsprechen hatten und selbst als 'natürlich' ausgewiesen wurden, so als ob Person und Amt einander wesensartig entsprächen. Auf diese Weise ließ sich nicht lediglich die besondere Eignung des Amtsträgers für das Amt signalisieren, sondern auch die Unverfügbarkeit gegenüber den Versuchungen seines Missbrauchs (etwa durch Leidenschaften, Eigeninteressen, Parteilichkeit oder Korruption). Konzeptualisierbar ist diese Form einer Berufung auf natürliche Eignung mithilfe des Konzepts der 'zweiten Natur' und über die Annahme eines entsprechenden Habitus, der damit auch einen zentralen Untersuchungsgegenstand darstellt. Das Projekt unterscheidet sich mit dieser Konzentration auf den Habitus und auf die körper- und geschlechterhistorischen Konstituenten der vormodernen politischen Anthropologie von Studien, welche die Geschichte von Amtsträgerschaft als eine der Genese des Beamtenethos konzeptualisieren. Zunutze macht sich das Projekt die Tatsache, dass der corregidor derjenige Amtsträger der spanischen Monarchie war, der am stärksten regelmäßigen Amtsprüfungsverfahren (juicios de residencia) unterworfen wurde. Im Gegensatz zu anderen Verfahren königlicher Kontrolle zeichneten sich die juicios de residencia durch ihre Periodizität aus sowie durch die damit einhergehenden regelmäßigen Aufrufe an die städtische Bevölkerung, Fehlverhalten von Amtsträgern anzuzeigen und/oder zu bezeugen. Mithilfe der gegebenen Überlieferungsfülle lässt sich ein plastisches Bild des Verhaltens der corregidores in Stadt und Amt rekonstruieren und es lassen sich die bevölkerungsseitig diesbezüglich akzeptierten Spielräume bestimmen. In der ersten Arbeitsphase wurden dabei zusätzliche Quellen entdeckt, die zum Teil im Zuge der Amtsprüfungsverfahren entstanden und wertvoll sind, weil die corregidores darin selbst über ihre Lebens- und Amtsführung berichten. Diese Ego-Dokumente sollen in der geplanten zweiten Arbeitsphase einbezogen werden, um die externen Beobachtungen durch die die Krone vertretenden Amtsprüfungsrichter und die jeweilige städtische Bevölkerung durch die diskursive Selbstdarstellung der Betroffenen ergänzen zu können. Sie sind auch deshalb von hoher Relevanz, weil darin die Konflikte und Ambiguitäten zwischen der Person und ihrer 'zweiten Natur' als Amtsträger nicht nur angezeigt, sondern gerechtfertigt, kontextualisiert und erläutert werden. Zudem werden geschlechter- und körperhistorische Aspekte der Amtsausübung durch Hinzuziehung dieser Textgruppe erheblich klarer greifbar als dies in der ersten Arbeitsphase möglich war.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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