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Natur und Gesetz in der englischen Literatur der Frühen Neuzeit: Shakespeare, Milton, Cavendish

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2013 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228265259
 
Das Teilprojekt untersucht Verhandlungen des Verhältnisses von Natur und Gesetz in der englischen Literatur der Frühen Neuzeit. Gefragt wird, welche Rolle Natur als Autorisierungsinstanz rechtlich-politischer Ordnung spielt, welche Argumentations- und Inszenierungsstrategien dabei zur Anwendung kommen und welche Probleme, Widersprüche und Aporien dies hervorruft. Natur kann staatsrechtliche Positionen ganz verschiedener Art legitimieren. In Englands zentralem politischen Konflikt der Epoche, der 1642 zum Bürgerkrieg und 1649 zur Liquidierung des Monarchen und der Monarchie führte, beriefen Royalisten wie Parlamentarier sich gleichermaßen auf ihr 'natürliches' Recht. Wo, in welchem Umfang und wie der christliche Gott in der natürlichen Ordnung der Welt seinen Platz hat und über sie Herrschaft ausübt, ist in diesem Zusammenhang eine Frage von eminent politischer Konsequenz.In der literarischen Modellierung des Verhältnisses von Natur und Gesetz werden zentrale politische Spannungskonstellationen der Epoche greifbar. Das Projekt befasst sich mit Texten, an denen in der Perspektive eines 'langen' 17. Jahrhunderts Wandlungsprozesse politischer wie epistemischer Ordnungsvorstellungen zu rekonstruieren sind. Den Kontinuitäten dieser Prozesse wird dabei ebenso Rechnung getragen wie der fundamentalen Diskontinuitat, die der 'Zeitenbruch' von Bürgerkrieg und Interregnum (1642-1660) mit sich brachte. Mit Shakespeare und Milton stehen literarische Weltentwürfe im Mittelpunkt der Betrachtung, die exemplarisch für beides stehen: Kontinuität wie Bruch. Mit Sidneys Arcadia in der ersten Arbeitsphase und Margaret Cavendishs literarischen Werken in der geplanten zweiten werden zudem die beiden chronologischen Eckpunkte des Untersuchungszeitraums in den Blick genommen: bei Sidney das Versuchsarrangement einer Pastoralwelt, in der die Idealnormen und Gefährdungspotenziale elisabethanischer Herrschaftsordnung modellhaft durchgespielt werden; in Cavendishs Blazing World der Entwurf einer utopischen 'Anderwelt', der nach dem traumatischen Hiat der Revolution eine royalistische Naturordnung zu restituieren sucht, in der die Autorin ihre durchaus neue und heterodoxe Naturphilosophie mit jenen älteren familial-affektiven Herrschaftsmodellen verbindet, deren normative Kraft bei Sidney und Shakespeare unter Berufung auf die Natur beschworen wird, zugleich aber auch schon dort dramatisch in die Krise gerät.Die untersuchten und künftig zu untersuchenden Textquellen bilden exemplarisch die komplexe Gemengelage unabgeglichener Geltungsansprüche, Konkurrenzverhältnisse und Umbesetzungen ab, die sich zwischen der Regierungszeit Elisabeths I. und der Restauration der Stuartmonarchie in einem ständigen Wandel befindet, der sich einem einsinnigen Fortschritts- oder Modernisierungsnarrativ entzieht, weil er ebenso durch die Zentrifugalkräfte der 'new philosophy' (Donne) wie durch das Beharrungsvermögen traditioneller Wissens- und Glaubensbestände gekennzeichnet ist.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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