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Interferenzkontroll- und Inhibitionsprozesse bei Erwachsenen mit Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228454680
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In diesem Projekt wurden Inhibitions- und Interferenzkontrollprozesse bei adulter Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) mithilfe ereigniskorrelierter Potentiale untersucht. Dabei wurden Vorhersagen der prominenten ADHS-Modelle von Barkley (zugrundeliegende Störung der behavioralen Inhibition, die sowohl die Interferenzkontrolle als auch die motorische Antwortunterdrückung betrifft) und Nigg (primäre Störung der behavioralen Inhibition bei weitestgehend unauffälliger kognitiver Inhibition) überprüft. Ein differentieller Vergleich von behavioraler und kognitiver Inhibition bei adulter ADHS mithilfe eines hybriden Flanker/GoNogo-Paradigmas ergab ein stabiles Muster beeinträchtigter früher Fehlerverarbeitung bei ADHS-Patienten (reduzierte Ne/ERN-Amplituden), vor allem jedoch ein differenzielles Defizit in der behavioralen/motorischen Inhibition im Vergleich zur kognitiven/perzeptuellen Inhibition. Zudem wurde ein verbales n-back-Paradigma mit Target-ähnlichen Köder-Stimuli eingesetzt, um Interferenzprozesse während einer typischen Arbeitsgedächtnis-Aufgabe zu untersuchen. Hier konnten Arbeitsgedächtnisdefizite bei Patienten mit ADHS auf behavioraler und auf elektrophysiologischer Ebene (fehlende Stimulus-abhängige N200-Modulation) nachgewiesen werden. Es zeigt sich somit, insbesondere bei Patienten mit Hyperaktivität, ein Zusammenhang eingeschränkter Performanz im Arbeitsgedächtnis und verringerter Interferenzkontrolle bzw. dysfunktionaler Allokation von Aufmerksamkeitsressourcen. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen erheblich gestörte Prozesse der Fehlerverarbeitung und Inhibition bei adulter ADHS. Vor allem frühe Prozesse (Ne/ERN und N200) scheinen beeinträchtigt zu sein, wohingegen sich spätere Prozesse der Fehlerverarbeitung und -überwachung (Pe und P300), vermutlich durch kompensatorische Mechanismen im Erwachsenenalter, weniger beeinträchtigt sind. Barkleys Annahme eines bedeutenden Inhibitionsdefizites hat sich somit auch bei adulter Erkrankung bestätigt, jedoch zeigt sich in Übereinstimmung mit Niggs Modell insbesondere eine gestörte behaviorale (vs. kognitive) Inhibition. Weitere Untersuchungen, u. a. unter Berücksichtigung einer größeren Altersspanne, scheinen erfolgversprechend und bedeutsam für die Entwicklung zielgerichteter, individuell angepasster Therapie- und Trainingsmaßnahmen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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