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Der Siedlungsbezirk von Cuatrovitas im Aljarafe (Sevilla, Spanien). Archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchung einer almohadenzeitlichen Wüstung

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung von 2012 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228601079
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Von 2013–2015 und von 2016–2018 untersuchte die Universität Bamberg in Kooperation mit der Universität Sevilla die ehemalige Moschee bzw. heutige Kapelle von Cuatrovitas und dazugehörige almohadenzeitliche Wüstung in der Gemeinde Bollullos de la Mitación, Prov. Sevilla, in insgesamt acht Feldkampagnen. Dabei kamen prospektorische, archäologische und naturwissenschaftliche Methoden zum Einsatz, kombiniert mit traditionellen und modernen Mitteln der Baudokumentation und Bauforschung. Als wichtigstes Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Reste dieser Ansiedlung nun erstmals mit ihrer räumlichen und zeitlichen Ausdehnung erfasst werden konnten: Die bestehende Wallfahrtskirche ging direkt aus einer 3-schiffigen Moschee mit Minarett und Hofbereich hervor. Der Betsaal diente in seiner Blütezeit des ausgehenden 12. und der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts einer vermutlich unbefestigten Siedlung, die mindestens zwei getrennte Teile von jeweils ca. 10 ha Fläche umfasste. Beide Siedlungsteile wurden durch Geomagnetik und einen Keramiksurvey fassbar, ihre strukturellen Befunde außerdem mit archäologischen Sondagen im engen und weiten Umfeld der einstigen Moschee ausschnittweise untersucht. Nachgewiesen wurde außerdem, dass die Chronologie der Siedlung über die Hauptnutzungszeit unter den Almohaden hinausreicht. Ältere Funde datieren am häufigsten in das 11. Jh., vereinzelt auch in die Emiratszeit und die Spätantike. Dauerhaft bewohnt wurde der Ort über den Hiatus der christlichen Eroberungskämpfe hinaus (1248), was durch islamische Keramik der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts und besonders durch spätmittelalterliche Waren belegt ist. Der Kirchhof diente zu dieser Zeit außerdem als dicht belegter Friedhof für die in christlichem Ritus angelegten Bestattungen, vermutlich konvertierter Dorfbewohner. Durch Pollenanalyse ließen sich wertvolle Erkenntnisse zur Landschaftsnutzung und damit zur Dynamik der Siedlung über Jahrhunderte hinweg ablesen. Diese Resultate können als exemplarisch für die Landschaft des Aljarafe gelten. Unser Projekt hat den räumlichen und zeitlichen Charakter der Wüstung von Cuatrovitas mit modernen Mitteln erforscht und mit weitreichenden Informationen einen neuen Forschungsstand hergestellt. Öffentlichkeitsarbeit und mehrsprachige Publikationen machen alle Ergebnisse zugänglich. Damit wurden die im Antrag gesetzten Ziele des Forschungsprojekts in erfreulichem Maße erreicht und vor allem aufgrund interdisziplinärer Kooperation teilweise übertroffen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Cuatrovitas (Bollullos de la Mitación, Sevilla, Spanien). Neue Untersuchungen zur almohadenzeitIichen Moschee und Wüstung. Ein Beitrag zur Geschichte der Siedlungskammer Aljarafe in islamischer Zeit, Madrider Mitteilungen 57, 2016, 410–508
    Anja Heidenreich – Magdalena Valor Piechotta – Alejandro Jiménez – Lorenz Korn
    (Siehe online unter https://doi.org/10.34780/mm.v57i0.1012)
  • Cuatrovitas - Eine hochmittelalterliche Landmoschee mit Dorfwüstung westlich von Sevilla (Spanien), in: Patrick Cassitti (Hrsg.), Festschrift für Prof. Ingolf Ericsson zum 60. Geburtstag (Bonn 2017) 125-154
    Anja Heidenreich
  • Neue hochmittelalterliche Erdstollen westlich von Sevilla. Südliche Beispiele für das mitteleuropäische Phänomen des Erdstalls? Madrider Mitteilungen 61, 2020,78–110
    Anja Heidenreich – Alejandro Jiménez Hernández
    (Siehe online unter https://doi.org/10.34780/u34r-y4eu)
 
 

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